77

High Decibels

1977 war der Punk noch echt. Ebenso der Hardrock, so scheint es. Diese Konnotation erzeugt zumindest der Name dieses Quartetts aus Barcelona. Und welche Band ist die einflussreichste in Sachen glaubwürdiger Hardrock? Natürlich AC/DC! Und welcher Sänger ist der einzig Richtige? Klar, der stilgerecht im Suff krepierte Bon Scott.

That’s Rock’n’Roll, an dem sich 77 orientieren. Somit sind die zehn Tracks unüberraschend unoriginell, klingen exakt wie das Vorbild, in Sachen Sound, Songwriting, Stimme und Texte. Ähnlich wie zahlreiche andere AC/DC-Soundalikes bedienen sich auch 77 am reichen musikalischen Fundus der Australier.

Das heißt, relaxter Boogie wechselt sich mit traurigem Blues und schnellem Feel-Good-Hardrock ab; Schnittmenge dabei ist die inflationär gebrauchte Coolness-Garantfloskel Rock’n’Roll. Ähnlich inflationär auftretende Online-Zines reviewen „High Decibels“ natürlich nur unter dem Aspekt, ob dieser Klon nun überflüssig sei oder ähnlich toll wie die kritiklos abgefeierten AC/DC.

Da ich selbst nur AC/DC-Sympathisant bin, möchte ich das gar nicht beurteilen. Und sollte dieses zweite Album eigentlich nur ein romantisiertes Klischee darstellen, so muss man eingestehen, dass auch Klischees ihren Reiz haben können – etwas, das Produzent Nicke Andersson auch gemerkt hat.