RETISONIC

Robots Fucking

Die nach drei Alben und einer Zusammenstellung namens „Post Mortem Anthem“ aufgelösten BLUETIP aus Washington. D.C. um Sänger/Gitarrist Jason Farrell waren möglicherweise die letzte wirklich wichtige neue Band, die von Dischord veröffentlicht wurde.

Zumindest fallen mir keine anderen Dischord-Veröffentlichungen in den letzten Jahren ein, die tatsächlich noch längerfristig Eindruck hinterlassen hätten. Die Selbstbeschreibung hieß damals: „This is DC punk, Dischord style that people have come to love and expect.“ Und in der Tat saßen BLUETIP gekonnt zwischen den Stühlen von Punkrock und Post-Hardcore und produzierten extrem rhythmische Songs, die die richtige Ausgewogenheit zwischen Aggression und Melodiösität fanden, aber wie so oft ein Insidertipp blieben.

Direkt im Anschluss gründete Farrell dann RETISONIC, mit dabei GARDEN VARIETY-Drummer Joe Gorelick, der auch mal bei BLUETIP getrommelt hatte, die es allerdings seitdem nur auf zwei EPs und einen Longplayer brachten, und die letzte Veröffentlichung liegt auch schon wieder über vier Jahre zurück.

Mit „Robots Fucking“ geben RETISONIC jetzt ihren Einstand bei Arctic Rodeo, ein Album, das man sich mal wieder von Dischord wünschen würde, aber das dürfte wohl ein frommer Wunsch bleiben.

Wie schon früher BLUETIP präsentieren sich RETISONIC als rhythmisch extrem tighte Angelegenheit – ein echtes Power Trio, bei dem Farrell und Gorelick erneut von Jim Kimball (J.MAJESTY) am Bass unterstützt werden.

Was hier begeistert, ist nicht unbedingt die songwriterische Güte der einzelnen Songs, sondern deren grundsätzliche kantige Energie, die absolut mitreißend ist und durch subtile melodische Einsprengsel für die nötige Wiedererkennbarkeit sorgt.

Für ein jüngeres Emocore-Publikum dürften RETISONIC eine fast schon zu oldschoolige Alte-Säcke-Angelegenheit sein, aber wer noch einmal den ursprünglichen Geist des früheren Dischord-Sounds in extrem komprimierter und unverbrauchter Form erleben will, wird bei „Robots Fucking“ definitiv fündig werden.