V. A.

Deep Roots Of The Ramones

In diesem Heft wurde in der jüngeren Zeit über die beiden „Dirty Water – The Birth Of Punk Attitude“-Compilations des britischen Journalisten Kris Needs berichtet, mit denen der versuchte zu verdeutlichen, dass es schon Punk gab, bevor es Punk gab, beziehungsweise auf welch fruchtbarem Misthaufen der „echte“ Punk der späten Siebziger seine Wurzeln schlagen konnte.

Dieses Unterfangen fand Nachahmer, und so lädt diese Compilation dazu ein, die musikalischen Wurzeln respektive das musikalische Biotop, in dem sich die RAMONES entwickelten, zu ergründen.

Ausgewählt wurden dafür unter anderem FLAMIN’ GROOVIES („Shake some action“), JOHNNY THUNDERS & THE HEARTBREAKERS, THE TROGGS, Link Wray, NEW YORK DOLLS, Carl Perkins, MC5, IGGY & THE STOOGES, Gene Vincent, Sky Saxon, Kim Fowley, THE TEEN KINGS feat.

Roy Orbison und Jack Scott, ergänzt um das „Rockaway Beach“-Cover von !ACTION PACT! mit Steve von den NEUROTICS sowie „Street fighting man“ in der Version von Walter Lure zusammen mit den RAMONES.

Ein geschmackvolles Aufgebot durchaus, doch die Kritik bezieht sich auf das Detail, vor allem auch deshalb, da die Zusammenstellung von einem österreichischen Musikjournalisten vorgenommen wurde: In den Linernotes fehlen musikhistorisch korrekte, detailgenaue Angaben zur Herkunft und zum Entstehungsjahr des jeweiligen Stücks, und vor allem fehlt eine solide recherchierte Angabe, worauf sich der behauptete RAMONES-Bezug gründet.

In welchem Interview etwa wurden die jeweiligen Musiker und Bands als Vorbilder genannt? Oder ist die Verbindung eine bloße Vermutung? So liebte Joey Ramone Girl-Groups, wie sie Phil Spector „schuf“, war David Bowie- und THE WHO-Fan.

Und was ist mit all den Bands, die von den RAMONES auf „Acid Eaters“ gecovert wurden? Eine schöne Vorlage eigentlich, doch nur eine davon, die TROGGS, findet sich hier, ganz zu schweigen von den anderen RAMONES-Cover-Nummern wie „Needles and pins“.

Fazit: An der Qualität der enthaltenen Bands gibt es nichts zu meckern, nur wirkt die Auswahl etwas beliebig, und die umfangreichen Linernotes, die so ein Projekt erst spannend machen, sind nur ansatzweise vorhanden.