CRIME & THE CITY SOLUTION

Shine

CRIME & THE CITY SOLUTION, 1977 in Sydney von Sänger Simon Bonney ins Leben gerufen, waren die ersten Jahre bis 1985 (abgesehen von dem Song „Moments“ auf einem Kassetten-Sampler) mit wenig Output gesegnet.

Dies änderte sich, als die Band 1985 mit dem Multi-Instrumentalisten Mick Harvey und dem 2009 verstorbenen Gitarristen Rowland S. Howard von den zuvor aufgelösten THE BIRTHDAY PARTY auferstand.

Fortan veröffentlichte die Band Alben, die, auch bedingt durch Bonneys sehr markante dunkle Stimme, an die besten Momente von NICK CAVE & THE BAD SEEDS heranreichten. „Schuld“ war aber auch, dass Mick Harvey über viele Jahre gleichzeitig in beiden Bands aktiv war.

„South Of Heaven“ ist nicht das musikalisch perfekteste Album der Band, aber das eindringlichste und intensivste. Mit seinem Gesang war Simon Bonney extrem nah dran an Cave. Gleich der erste Song „Rose blue“ manifestiert perfekt das, was als Bonneys „fatalistic blues romanticism“ bezeichnet wurde.

Es war ein Versuch, die teilweise fast destruktive Beziehung zwischen Bonney und der Violinistin Bronwyn Adams, die ab 1987 festes Bandmitglied war, zu verarbeiten. Eine schwermütige Ballade, getragen von dunklen Klavierklängen und einer reduzierten Gitarre.

Bonney singt, nein, erzählt fast von einer zerbrechenden Beziehung, im Hintergrund das entrückte Schlagzeug von Epic Soundtracks, der die Musik im Alleingang schrieb. Die Themen der Songs zirkulieren um Entfremdung, Entwurzelung, vereinsamte Menschen in verzweifelten Situationen.

Zwei Jahre später wurde „Shine“ veröffentlicht. Zuvor hatten die Brüder Rowland S. und Harry Howard die Gruppe verlassen, um THESE IMMORTAL SOULS zu gründen, und Gitarrist Alexander Hacke (EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN) sowie Thomas Stern und Chrislo Haas (Gründungsmitglied von DAF und LIAISONS DANGEREUSES) stießen zur Band.

Der Sound wurde durch den spärlichen und sphärischen Einsatz elektronischer Versatzstücke melodiöser, weniger kantig und verlor die einfache Struktur des Blues, generierte aber immer noch eine spezielle dunkle Faszination.

Das Folgealbum „The Bride Ship“ (1989) vermittelte unmittelbar auf dem Cover durch Thomas Coles Gemälde „The Course of the Empire: Destruction“ das Sinnbild einer apokalyptischen Untergangsstimmung.

Bonney wandelte sich immer mehr zu einem reinen Erzähler, der sich mit seiner dunklen, grollenden Stimme thematisch zunehmend globalen und persönlichen Untergangsstimmungen widmete, jedoch mit Hoffnung auf Veränderung.

Das Ganze wirkte zunehmend komplex und schwer zugänglich. Einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangte die Band in ihrer Berliner Zeit, als sie 1991 im Wim Wenders Film „Bis ans Ende der Welt“ mit dem Desperado-Punk/Blues-Song „Six bell chime“ im Rahmen einer Live-Performance im Film zu sehen war.

1993 erschien als letzte Veröffentlichung, „The Adversary“, ein Album mit Konzertmitschnitten aus Paris von 1990 und dem letzten Konzert der Band im New Yorker CBGB’s im August 1991. Letztlich lässt sich das Werk von Simon Bonney mit den, wenn auch verkürzten, Worten von Johnny Cash wiedergeben: „Ich liebe Songs über Pferde, Eisenbahnzüge, Land, das Jüngste Gericht, die Familie, schwere Zeiten, Whiskey, Brautschau, Ehe und Ehebruch, Trennung, Mord, Stolz, Humor, Glauben, Herzschmerz und Liebe, über meine Mutter und Gott.“ Simon Bonney hat im Herbst 2011 CRIME & THE CITY SOLUTION wieder reformiert und Alexander Hacke ist auch wieder dabei.

Gegenwärtig ist die Band in Detroit im Studio und im Herbst soll auf Mute Records ein neues Album erscheinen. Ob die anstehende Tour sie nach Deutschland führt, ist noch offen.