SUTCLIFFE JUGEND

Blue Rabbit

Für den Industrial-Connaisseur dürften SUTCLIFFE JUGEND (manchmal auch „Jügend“ geschrieben) keine Unbekannten sein, entstanden sie doch bereits Anfang der Achtziger als Nebenprojekt von Kevin Tomkins’ Hauptband WHITEHOUSE.

Ähnlich wie bei WHITEHOUSE sprach man dabei von Power-Electronics, also das, was im Sinne von Post-Industrial auf THROBBING GRISTLE folgte, den Pionieren des Genres. Für Nichteingeweihte dürfte sich der Reiz dieser monotonen Lärmkulissen bis heute nicht erschlossen haben, erschwerend hinzukam noch eine heitere Palette an Sex & Gewalt-Themen.

Auch die zweite Generation der Industrial-Bands wollte musikalisch und inhaltlich schocken – Peter Sutcliffe war ein Serienkiller und das „Jugend“ bezieht sich natürlich auf die „Hitler Jugend“ – und mit ihrer extremen Klangästhetik physisch spürbares Unbehagen beim Hörer auslösen beziehungsweise die Grenzen von dessen akustischem Schmerzempfinden ausloten.

Während sich die Ex-Mitglieder von THROBBING GRISTLE doch sehr schnell in gemäßigteren Bereichen betätigten, scheint Tomkins’ Streben nach Radikalität bis heute kaum schwächer geworden zu sein.

Dennoch ist „Blue Rabbit“ innerhalb des SUTCLIFFE JUGEND-Schaffens ein eher mildes Album geworden, das sich mit seinen repetitiven Arrangements und Sprachsamples deutlich in Dark-Ambient-Gefilden bewegt, was die Sache allerdings auch nicht weniger beklemmend und unangenehm macht.

Musik, um sich richtig schön beschissen zu fühlen, also die Rasierklingen möglichst weit weg vom CD-Player deponieren.