ASH RA TEMPEL

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Wer sich für aktuelle Entwicklungen im Bereich Doom Metal, vor allem deren von montonen Drones und Minimalismus geprägten Spielarten, ernsthaft interessiert, sollte auch mal eine Note von Manuel Göttsching und seiner Band ASH RA TEMPEL gehört zu haben.

Natürlich hatten bereits vor Göttsching HAWKWIND, THE VELVET UNDERGROUND, PINK FLOYD oder Jimi Hendrix den Boden bestellt für schroffen bluesigen wie psychedelischen Rock mit starkem Jam- und Improvisationscharakter.

Dennoch kann sich Göttsching rühmen, in Deutschland damit echte Pionierarbeit geleistet zu haben und zählt so neben TANGERINE DREAM, AGITATION FREE, GURU GURU oder CAN zu den Klassikern im Bereich Krautrock.

Gerade das ASH RA TEMPEL-Debüt erweist sich 41 Jahre nach seiner Entstehung als ungemein zeitloses Album, eingespielt mit dem früheren TANGERINE DREAM-Schlagzeuger Klaus Schulze und aufgenommen von Conny Plank.

Ist der erste Track „Amboss“ eine exzessive Bluesrock-Nummer, kommen beim knapp 26-minütigen „Traummaschine“ verstärkt die elektronischen Drone-Elemente zum Tragen, die in erster Linie für ASH RA TEMPELs heutigen Kultstatus verantwortlich sein dürften, neben Göttschings imposanter Gitarrenarbeit.

Beim zweiten Album „Schwingungen“ ein Jahr später ist Schulze nicht mehr dabei und konzentrierte sich auf seine bis heute höchst erfolgreiche Solokarriere. Insgesamt drei Stücke, zwei mit Gesang, wo ASH RA dann erstaunlich stark nach CAN klangen.

Das Highlight ist hier das gut 19-minütige Titelstück, eine wundervolle instrumentale Spacerock-Oper. Es folgten zwischen Ende 1972 und 1973 drei weitere Platten, „Seven Up“, „Join Inn“ und „Starring Rosi“.

Am bemerkenswerten dürfte dabei „Join Inn“ sein, bei dem Schulze zumindest temporär zu ASH RA zurückgekehrt war. In der Frühphase von ASH RA TEMPEL gelang Göttsching mit „Inventions For Electric Guitar“ 1974 dann noch ein echtes Highlight unter eigenem Namen, das aber oft als sechstes ASH RA TEMPEL-Album vermarktet wurde.

Dabei verzichtete er völlig auf Einflüsse von Blues- oder Psychedelic-Rock, stattdessen werden die drei Stücke charakterisiert durch einen futuristisch anmutenden Trance/Spacerock mit flirrenden, sich überlagernden Gitarrensounds und unterschwellig pulsierender Rhythmik, der auch heute noch äußerst erfindungsreich und ungewöhnlich klingt.

Quasi die Vorstufe für Göttschings späteres bahnbrechendes Proto-Techno-Album „E2-E4“ von 1981. Auch wenn der ASH RA TEMPEL-Backkatalog auf CD in der Vergangenheit weniger schwer aufzutreiben war als der anderer Krautrock-Bands, sind die bisher erschienenen Rereleases von Göttschings wegweisendem Schaffen schon alleine deswegen empfehlenswert, weil die Aufnahmen vom Meister höchstpersönlich überarbeitet wurden.