DINOSAUR JR.

I Bet On Sky

Gefühlt sind auf keinen Fall schon drei Jahre seit dem letzten DINOSAUR JR.-Album „Farm“ von 2009 vergangen. „I Bet On Sky“ ist das dritte Album seit der Reunion 2005, von der viele dachten, sie würde wohl nur von kurzer Dauer sein, aber die Streitereien, die 1988 zum Ausstieg/Rausschmiss Lou Barlows führten (Drummer Murph ging 1993, 1997 beendete J Mascis das erste Kapitel DINOSAUR JR.), wurden entweder beigelegt oder zumindest haben Murph, Lou und J gelernt, miteinander klarzukommen.

„I Bet On Sky“ ist das zehnte Studioalbum, 1985 kam das erste auf dem damals von Gerard Cosloy (heute einer der Besitzer von Matador) geführten Homestead-Label. Das titellose Debüt war, als ich es bald nach Erscheinen im Kontext meiner Begeisterung für Musik jenseits simplen Punks und Hardcores entdeckte, als SONIC YOUTH, HÜSKER DÜ und eben DINOSAUR JR.

noch Geheimtips für Eingeweihte waren, eine Offenbarung. Ich weiß nicht mehr, ob wir uns damals bemühten, einen Namen für dieses Genre zu finden. Ziemlich sicher sprachen wir nicht von „Indie Rock“, so richtig wusste wohl niemand, wie man diese Bands, die entweder (wie DINOSAUR JR., die aus Lous und Js Hardcore-Band DEEP WOUND entstanden waren) eine Neugründung waren, sich schon immer so angehört hatten (SONIC YOUTH) oder einen Wandel weg vom Extrem-Hardcore (HÜSKER DÜ) hinter sich hatten, einordnen oder bezeichnen sollte.

Dieser knarzige, in seiner Kaputtheit sehr wohl noch punkige Sound war neu, anders und begeisternd, man „durfte“ ihn trotz seines Rückgriffs auf als konservativ geltende Rockmusik wie die von Neil Young hören, alle anderen taten es ja auch, und in diesem Aufbrechen von Hörgewohnheiten ist wohl das große Verdienst von DINOSAUR JR.

(und auch HÜSKER DÜ mit ihrer BYRDS-Verehrung) zu sehen. Gitarrensoli wie die von J Mascis? Vorher verpönt, jetzt erlaubt. Seltsam schräger Gesang statt heiseres Bellen? Es war die Unperfektheit, die schraddelige Ungenauigkeit, die damals schon beim Opener „Forget the swan“ begeisterte, für mich bis heute der archetypische DINOSAUR JR.-Song.

Was hat sich seitdem getan bei der in Amherst nahe Boston gegründeten Band? Nicht viel, eine Menge: Lou und J machten solo Karriere (SEBADOH/FOLK IMPLOSION beziehungsweise solo/WITCH), tobten sich dort aus und kehrten zu DINOSAUR JR.

zurück, um auch bei „I Bet On Sky“, dem sechsten Album in der Ur-Besetzung, den Trademark-Sound der frühen Jahre und Alben („s/t“, 1985; „You’re Living All Over Me“, 1987; „Bug“, 1988) zu zelebrieren.

So gut auch die von Mascis dominierten Platten der Neunziger waren, es sind eben nicht nur dessen Gitarre und Gesang, sondern auch Murphs Schlagzeug und Barlows Bass-Spiel und Gesang (hier etwa bei „Recognition“), die in Kombination den unvergleichlich zarten Schmelz eines balladesken Songs wie „See it on your side“ ergeben.

„I Bet On Sky“ vermittelt den Eindruck einer in sich ruhenden Band, die sich zu ihrem ganz eigenen-Sound bekennt, die sich (und ihren Fans) hier ihre „comfort zone“ geschaffen hat. Für musikalische Experimente sind die extrakurrikularen Aktivitäten da, DINOSAUR JR.

brauchen keine Abweichung von der einmal gefundenen Linie.