KLUSTER

Klopfzeichen / Zwei Osterei

Mit Conrad Schnitzler verstarb Ende letzten Jahres relativ unbemerkt einer der Pioniere der elektronischen Musik in Deutschland, der allerdings nie einer breiten Masse bekannt wurde, obwohl er bis zu seinem Tod an der Entwicklung seiner eigenwilligen Klänge arbeitete.

Schnitzler war Schüler von Joseph Beuys, Gründer des Zodiac-Club, einer wichtigen Anlaufstelle für Kreuzberger Künstler Ende der Sechziger, und gründete 1969 dann zusammen mit Dieter Moebius und Hans-Joachim Roedelius KLUSTER.

Die gelten als Vorläufer späterer Industrialmusik, aufgrund ihrer Zielsetzung, den Lärm von Fabrikhallen imitieren zu wollen. KLUSTER nahmen nur zwei Studioplatten und eine Live-Platte auf, danach machten Roedelius und Moebius in gemäßigterer Form als CLUSTER weiter, während Schnitzler, der 1970 kurz bei TANGERINE DREAM spielte, seitdem zahlreiche Platten unter eigenem Namen veröffentlichte (die ersten beiden, „Rot“ und „Blau“ von 1973 und 1974, wurden gerade ebenfalls von Bureau B wiederveröffentlicht).

Was man auf „Klopfzeichen“ (1970) und „Zwei Osterei“ (1971) zu hören bekommt, werden wohl die wenigsten Leute als „Musik“ bezeichnen, denn bei den jeweils zwei Stücken handelt es sich um recht disharmonische Klangcollagen, die in dieser Hinsicht späteren Industrial-Bands wie THROBBING GRISTLE in nichts nachstehen.

Was allerdings beide Platten nach wie vor so faszinierend macht, ist zum einen das Gespür von Produzent Conny Plank, KLUSTERs chaotischen Lärm in ästhetischer Klangqualität auf Platte zu bannen, zum anderen der Umstand, dass diese ausschließlich mit echten Instrumenten ohne Synthesizer-Unterstützung eingespielt wurden.

Eine beeindruckende avantgardistische Pionierleistung, die dem Hörer aber Geduld abverlangt.