PALAIS SCHAUMBURG

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Das Palais Schaumburg in Bonn, fertiggestellt 1860, war bis 1976 Dienstsitz des Bundeskanzlers – 1949 zog Adenauer dort ein. Es war somit ein höchst symbolträchtiges Gebäude der „Bonner Republik“, und der Name eignete sich so natürlich bestens für eine Band, die sich 1980 in den Nachwehen von Punkrock in Deutschland gründete und dabei, der Neuen Deutschen Welle vorgreifend, auf den Spuren von RESIDENTS und mit ihrem latent funkigen Sound auch denen des New Yorker No Wave wandelnd.

Gründungsmitglieder waren Holger Hiller, Thomas Fehlmann und FM Einheit (auch ABWÄRTS und EINSTÜRZENDE NEUBBAUTEN). In anderer Besetzung war die Band bis 1984 aktiv. Erste Singles erschienen auf ZickZack, darunter als dritte auch 1981 „Wir bauen eine neue Stadt“, jener Überhit, mit dem sich die Band unsterblich machte.

Mit „Das Single Kabinett“ erschien 1981eine erste Mini-LP, im gleichen Jahr kam das titellose und nun neu aufgelegte Debüt, dem „Lupa“ (1982) und „Parlez-Vous Schaumburg“ (1984) folgten. PALAIS SCHAUMBURG waren mit diesem Debütalbum alles andere als zugänglich geworden, ihr Experimental-Funk war schräg und nicht eingängig, die Texte dadaistisch und schwer verdaulich, der krasse Gegensatz zum damals gefragten, schlagerhaften NDW-Nonsens.

Entsprechend blieb die Formation relativ erfolglos, erreichte aber in späteren Jahren umso größeren Kultstatus. Bureau B hat nun das wohl wichtigste Album dieser wichtigen Avantgarde-Band, die seit 2011 wieder vereinzelt auftritt, sowie diverse ZickZack-Singles und Live-Aufnahmen in Form einer Doppel-CD respektive Doppel-LP neu aufgelegt.