VELVET UNDERGROUND & NICO

s/t

Von Brian Eno oder Peter Buck (R.E.M.) soll das Zitat stammen „The first Velvet Underground album only sold 10,000 copies, but everyone who bought it formed a band.“ Dieses epochales Album, das am 12.

März 1967 erschien und dessen Cover mit der legendären Andy Warhol-Banana ein eigenständiges Kunstwerk darstellt, wurde nun in einer „45th Anniversary Edition“ neu aufgelegt. Im Gegensatz zu vielen anderen Platten aus jener Zeit klingt das Debüt der aus Lou Reed, John Cale, Sterling Morrison, Maureen Tucker sowie der deutschen Co-Sängerin Nico bestehenden Band auch heute noch absolut zeitgemäß und „gegenwärtig“.

Woran das liegt? Der New Yorker Formation, die von Andy Warhol protegiert und produziert wurde, gelang ein zeitloses, bahnbrechend neues Album, dessen Klang bis heute so oft kopiert und modifiziert wurde, dass dieser psychedelische Rock’n’Roll-Sound nie Zeit hatte, Staub und Patina anzusetzen.

Keine Band, die in den letzten vier Jahrzehnten im Spannungsfeld von (Post-)Punk, Psychedelic, Shoegazer und garagigem Rock’n’Roll aktiv war, kam an V.U. vorbei. Die Gitarrenfeedbacks wegweisender Bands wie SONIC YOUTH und THE JESUS AND MARY CHAIN haben hier ihren Ursprung.

Über Jahrzehnte waren V.U. der Inbegriff verruchter Drogenmusik. Keine Verklausulierung fand hier statt, der Song hieß einfach „Heroin“, der dazugehörende Dealer wurde in „I’m waiting for the man“ besungen – in einer Zeit, als der Heroingebrauch noch nicht mit dem Elend von „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ gleichgesetzt wurde, sondern mit den genialen, freidenkenden Beat-Poeten der Sechziger wie William S.

Burroughs, Raymond Chandler, Allen Ginsberg oder Hubert Selby (die Lou Reed als Einfluss dienten) . Und „Venus in furs“ – eine klare Bezugnahme auf das gleichnamige verfemte Buch des Leopold von Sacher-Masoch, dem „Sado-Maso-Erfinder“.

Und erst die Musik – andere Musiker nahmen auch Drogen, aber nur V.U. klangen durchgehend wie ein Drogenrausch, der in Form der das Album abschließenden Lärmorgie „European son“ in einem Absturz endet.

Und erst „Chanteuse“ Nico alias Christa Päffgen: eine betörende Femme fatale von modelhafter Erscheinung, die bei einigen der Liedern die englischen Texte mit harschem deutschem Akzent singt und damit einen seltsamen Reiz ausübt.

VELVET UNDERGROUND machten noch weitere Platten, vor allem Lou Reed und John Cale waren und sind solo erfolgreich, doch so gut wie hier war und wurde die Band nie wieder – die Platte mit der Banane ist eines jener epochalen Alben, die unter den zehn, auf jeden Fall aber hundert besten Rock-Alben aller Zeiten sind.

Die Neuauflage kommt im dicken Digipak mit diversen Bonus-Songs (Demos und Alternate Versions) sowie einem umfangreichen Booklet mit Linernotes, Texten und Fotos.