LOS VIOLADORES

s/t

Mit diesem Album der 1978 unter dem Namen LOS TESTICULOS gegründeten LOS VIOLADORES („Die Vergewaltiger“) hat das Munster-Sublabel Beat Generation einen Klassiker der argentinischen Punkszene 30 Jahre nach seinem Erscheinen (die LP wurde 1983 veröffentlicht) erstmals auf Vinyl neu aufgelegt.

Die Geschichte der Band ist eng mit der politischen Entwicklung ihres Landes verknüpft: Seit dem Militärputsch 1976 war das Land eine Diktatur, über 30.000 Menschen ließ das Regime – das von deutschen Konzernen wie Mercedes-Benz und alten Nazis unterstützt wurde – verschwinden, tausende Regimegegner wurden verhaftet, gefoltert, inhaftiert.

In dieser Zeit Punk zu werden und Punk zu sein erforderte Mut – mit Sicherheit mehr Mut, als sich in einer westdeutschen Kleinstadt als Dorfrebell zu fühlen. Bandmitgründer und Gitarrist Pedro Braun war bei einer Reise nach London auf Punk aufmerksam geworden, in Néstor Podrido (voc), Mauricio Conterno (bass) und Sergio Gramática (dr) fand er Mitstreiter, um sich in klassischer D.I.Y.-Manier in das Abenteuer einer eigenen Band zu stürzen.

Logischerweise folgten Sanktionen seitens der Obrigkeit, aber auch die verschnarcht-konservativen Hippies – eigentlich natürliche Subkulturverbündetete, möchte man meinen – konnten Punks nicht leiden.

Wie mutig LOS VIOLADORES waren, welch Wut sie artikulierten, kann man den auf Spanisch verfassten Texten (das originale Textblatt wurde hierfür reproduziert) wie „Represión“ oder „Guerra total“ entnehmen – das war offene Opposition.

Im Frühjahr 1982 nahmen LOS VIOLADORES dann diese, ihre erste LP auf, die schließlich im November 1983 erscheinen konnte – nach der Rückkehr des Landes zur Demokratie, nach dem Ende des Falkland-Krieges gegen England.

Im Gegensatz zu vielen anderen Aufnahmen von Bands aus „exotischen“ Ländern stimmte hier damals schon die Aufnahme und Produktion, kann man die Vorbildern SEX PISTOLS, RAMONES, THE DAMNED und THE CLASH klar heraushören, ohne dass sich einer der zwölf Songs wie eine simple Covernummer anhören würde.

Ein spannendes Zeitdokument, dem ausführliche Linernotes beiliegen – um diese lesen zu können, muss man aber Spanisch verstehen ...