SAVAGES

Angesichts von Oliver Stones neuem Film „Savages“ muss man sich selbst kurz die Frage stellen, wann der Mann zuletzt etwas brauchbares zustande gebracht hat. Fast sieht es so aus, als ob das 1997 bei „U-Turn – Kein Weg zurück“ der Fall war, denn etwa seine Fortsetzung von „Wall Street“ von 2010 war nur ein schwacher Abklatsch des Originalfilms.

An das pulpige Feeling von „U-Turn“ erinnert auch irgendwie „Savages“, der auf dem Roman „Zeit des Zorns“ von Don Winslow basiert. Denn Stone, der ja als politisch engagierter Filmemacher gilt, begibt sich hier in die Niederungen des Genrekinos, bevölkert von zwielichtigen, moralisch ambivalenten Gestalten.

Ein wilder Cocktail aus Sex, Drogen und Gewalt, der manchmal so wirkt, als hätten Bret Easton Ellis und Larry Clark hier ihre Idee von „Breaking Bad“ umgesetzt. Die Hauptfiguren von „Savages“ sind zwei Surfertypen namens Ben und Chon, die mit ihrer Freundin O in der Sonne Kaliforniens dank Drogenkohle in einer flotten Dreiecksbeziehung das Leben genießen.

Charaktere, die auch einer Serie wie „Beverly Hills 90210“ entsprungen sein könnten. Die bauen zufälligerweise das beste Cannabis der Welt an, was das mexikanische Drogenkartell auf den Plan ruft, die daran natürlich partizipieren wollen.

Bevor sich das Trio ins Ausland absetzen kann, befindet sich O bereits in den Händen der unerwünschten neuen Geschäftspartner und Stone dreht ordentlich an der Gewaltspirale. Mit einer Laufzeit von zweieinhalb Stunden mag „Savages“ angesichts der etwas dürftigen Story überlang erscheinen, aber die absorbierenden darstellerischen Leistungen von Blake Lively, Salma Hayek, John Travolta oder Benicio Del Toro machen den Film zu einem der größten „guilty pleasures“ des letzten Jahres, der im Gegensatz zum Kino auf DVD erfreulicherweise in der längeren „unrated“ Fassung erscheint.