NAUSEA

Robert Crumb

Mit „Nausea“ startet bei Reprodukt eine Neuauflage von Arbeiten des amerikanischen Zeichners Robert Crumb. Wie kaum ein anderer Zeichner besitzt Crumb, der das Bild der Underground-Comics seit den Sechzigern stark geprägt hat, einen außerordentlichen Kultstatus und wurde 1994 zum Sujet eines skurrilen Dokumentarfilms von Terry Zwigoff.

Erst Ende letzten Jahres erschien bei Taschen mit „Sketchbooks 1982-2011“ eine opulente Sammlung mit über 600 unveröffentlichten Zeichnungen von Crumb für schlappe 750 Euro, die belegte, dass der Mann den Underground schon lange hinter sich gelassen hat und in den Sphären des gehobenen Kunstbetriebes angekommen ist, wo sich Kunstliebhaber mit dickem Geldbeutel solche im Preis sicher noch steigende Sammelstücke gerne in den Schrank stellen.

Es mag deshalb einem Sakrileg gleichkommen, wenn ich zugeben muss, dass ich über Crumbs „Fritz The Cat“-Comics (aus denen Ralph Bakshi 1972 einen Zeichentrickfilm machte) nie so recht hinausgekommen bin und mich dessen in den Achtzigern bei Zweitausendeins erhältlichen Sammelbände auch immer ziemlich kalt gelassen haben.

Und seine Verarbeitung der Genesis als Graphic Novel 2009 war ebenfalls eine recht irritierende Erfahrung. Zweifelsohne ist Crumb ein wunderbarer Zeichner mit charakteristischem Stil, erzählerisch kann er mich in „Nausea“ nur selten überzeugen.

Seine Verarbeitung von Sartre oder Krafft-Ebings „Psychopathia Sexualis“ bleiben ähnlich statisch und textüberladen wie seine „Genesis“, und aus Philip K. Dick macht er einen religiösen Spinner.

Ansonsten versteht sich Crumb natürlich auch darauf, in sexueller Hinsicht reichlich provokantes Material zu liefern. Ein schöner Band, ganz sicher, zum Crumb-Fan werde ich aber wohl nicht mehr werden.