LUBOMYR MELNYK

Corollaries

Der inzwischen 65-jährige, aus der Ukraine stammende Pianist und Komponist Lubomyr Melnyk muss wohl angesichts des Vorhabens des britischen Labels Erased Tapes, eine neue Platte von ihm veröffentlichen zu wollen, berechtigterweise gefragt haben: Wo wart ihr Jungs, als ich dreißig war? So dürfte es den meisten Leuten gehen, denn Platten nimmt der „Rasputinesque new pin-up boy for the post-classical scene“, wie ihn Uncut nannte, schon seit den Siebzigern auf, wird aber wohl bisher nur einem kleinen Kreis von Experimentalmusik-Liebhabern wirklich bekannt gewesen sein.

Dass Melnyk ein virtuoser und ungewöhnlicher Pianist ist, merkt man schon nach kürzester Zeit, denn trotz minimalistischer Kompositionen – die durch zusätzliche Arrangements von Peter Broderick subtil abgerundet werden –, besitzt dessen Klavierspiel eine energetische Intensität, bei der sich Emotionalität, Melodiereichtum und avantgardistische technische Aspekte gelungen ergänzen.

Besser spät als nie, heißt es ja so schön, was im Fall von Lubomyr Melnyk kaum zutreffender sein könnte, denn sein aktuelles Album „Corollaries“ gehört definitiv in die Top Ten aktueller Veröffentlichungen im Spannungsfeld von Neo-Klassik, Ambient und Experimentalmusik.