STRASSENJUNGS

Dauerlautscher Report

Meine erste und eigentlich auch einzige bewusste Begegnung mit den STRASSENJUNGS war 1992, als sie diesen unsäglichen Eintracht-Frankfurt-Song mit dem damaligen Trainer Dragoslav Stepanovic aufnahmen.

Ich meine mich erinnern zu können, dass sie damals quasi im Vorprogramm eines Bundesligaspiels der Eintracht diesen Song so halbplaybackmäßig vor der Fankurve gespielt hatten. Ich fand es schrecklich und damit hatte ich das Kapitel STRASSENJUNGS auf immer und ewig abgehakt.

Nun holt mich die Vergangenheit auf schreckliche Art und Weise ein, indem ich diese DVD besprechen darf und mir plötzlich darüber Gedanken machen muss, ob die STRASSENJUNGS um Mastermind Nils Selzer eine punkhistorische Relevanz haben.

Immerhin haben die 1977 angefangen. Nun, ich habe da so meine Zweifel, aber es gibt bestimmt auch genug Leute, die das anders sehen, zuvorderst natürlich die Band selbst. Immerhin haben sie nun 35 Jahre auf dem Buckel, und auch wenn man mit der Musik nichts anfangen kann, so haben die alten Haudegen eine Menge zu erzählen.

Sollte man meinen. Doch der „Dauerlutscher Report“ ist nichts anderes als eine streng chronologisch angeordnete Aneinanderreihung von Ereignissen, Videoclips und uninteressanten Fakten. Diese werden von Zeit- und Leidensgenossen weder kommentiert noch pointiert ergänzt, man erfährt nichts über die damalige Zeit beziehungsweise den Kontext, in dem alles geschah, nichts über die Motivation, warum man zum Beispiel in diesen unsäglichen Nachmittags-Talkshows zu Gast war.

Der Einzige, der seinen Senf dazugibt, ist Opa Selzer, der sich im entscheidenden Moment (etwa die Tour mit THE CLASH betreffend) nicht mehr erinnern kann und seine Geschichten in merkwürdigen Halbsätzen beendet.