SAVAGES

Silence Yourself

In Großbritannien rotiert angesichts von SAVAGES mal wieder die Hypemaschine, und wie so oft sollte man das nicht pauschal gegen eine Band verwenden. 2011 erst gründeten die Französin Jehnny Beth (vocals), Gemma Thompson (guitar), Ayse Hassan (bass) und Fay Milton (drums) die Band, zwei Singles gab es im Vorfeld des Debüts, und wer dieser Tage als Achtziger-Nostalgiker angesichts des Werdegangs der EDITORS geknickt ist, sollte sich unbedingt „Silence Yourself“ anhören: lange, sehr lange hat man keinen so authentischen und doch auch frischen, nicht nach angeranztem „Wave-Gotik“-Maskenball riechenden Post-Punk/Wave/Goth-Rock mehr gehört.

Frontfrau Beth wird sich bis auf weiteres – zu Recht – anhören müssen, dass ihr Gesang frappierend an den von Siouxsie Sioux erinnert (Patti Smith darf man aber auch durchaus mal erwähnen!), und auch musikalisch lassen die BANSHEES grüßen, vor allem aber BAUHAUS.

SAVAGES, die man auf keinen Fall als „Frauenband“ auf ein Podest stellen sollte, weil das Geschlecht hier überhaupt nichts zur Sache tut, unterscheiden sich in einem wichtigen Punkt von den wundervollen Bands aus der ersten Hälfte der Achtziger, die das Genre definierten: Ihre Produktion (und auch ihre Live-Präsenz) ist weitaus härter, die Musik hat ein massives Rock-Fundament, gleichzeitig sind die Stücke durchweg von einer komplexen Rhythmik und Abwechslungsreichtum geprägt – Eigenschaften, die man bei BAUHAUS erst auf den zweiten, dritten Blick entdeckt.

SAVAGES sind eine bei allen Einflüssen eigenständige, spannende und eben doch neue Band, die mit exzellenten Versatzstücken einen eigenen Sound geschaffen hat. Ein wirklich überraschendes, in jeder Hinsicht begeisterndes Album.

Gute Texte übrigens, gerade auch der Titelsong.