BLACK SABBATH

13

Als BLACK SABBATH im November 2011 ein neues Album und eine Tour in Originalbesetzung ankündigten, mochte das sensationell wirken, Skepsis war dennoch angesagt, schließlich waren ähnliche „Reunions“ in der Vergangenheit gefloppt; jüngst 2001 mit nie vollendeten Aufnahmen.

Im Februar 2012 teilte Schlagzeuger Bill Ward mit, er wäre, trotz Freundschaft aller Beteiligten, nicht dabei, wenn man ihm nicht einen Vertrag vorlegen würde, den er auch unterschreiben könne (die viel schwerwiegendere Erkrankung an Lymphdrüsenkrebs einen Monat davor ließ Gitarrist Tony Iommi bloß eine Tour absagen).

Die erneute Nichtbeteiligung Wards ist dabei exemplarisch für die Geschichte von BLACK SABBATH nach dem Auseinanderbrechen der Originalbesetzung 1979 durch den Ausstieg von Sänger Ozzy Osbourne: acht Alben hatte die Band seit der Gründung 1968 aufgenommen, die gleichermaßen von Wards jazzig-groovigem Schlagzeugspiel wie von Osbournes Stimme, Bassist Geezer Butlers hervorstechenden Bassläufen und teils okkulten Texten sowie Iommis genredefinierenden (Doom!) Riffs geprägt waren, und von denen die ersten sechs unwidersprochen als Klassiker gelten, die ersten drei als (Mit-)Erfindung des Heavy Metal Musikgeschichte schrieben, die letzten beiden aber auch ihre Momente haben.

Der erfolgreichen und ebenso begeisternden Neuerfindung BLACK SABBATHs mit Ronnie James Dio folgte 1980 Wards alkoholimusbedingter Rausschmiss, der Weggang von Dio 1982, der von Butler 1984 und die allmähliche Wandlung zur Toni-Iommi-Band mit Albumveröffentlichungen bis 1995 in ständig wechselnder Besetzung und mit stark variierender musikalischer Qualität.

Dafür Ein- und Ausstiege von Dio und Butler, seit 1992 auch diverse kurzlebige Live-Reunions mit Butler, Osbourne und, wegen gesundheitlicher Probleme seltener, auch Ward, die 1998 im Live-Album „Reunion“ verewigt wurden; inklusive zwei neuer Songs, die nicht der Rede wert waren, aber einer eine tatsächliche Reunion darstellte.

(Wie „freundschaftlich“ man untereinander wirklich verbunden ist: Rechtsstreitigkeiten um den Bandnamen 2009 und die Reunion mit Dio, aber ohne Ward, im selben Jahr, aber als HEAVEN & HELL).

Laut Ozzy Osbourne wäre Bill Ward nicht in der Lage gewesen, eine Tour durchzuhalten, schlimmer noch, gar eine Platte einzuspielen. Sein Wunschersatz Tommy Clufetus, Drummer seiner Soloband, wurde vom Produzenten Rick Rubin abgelehnt, dessen Vorschlag Brad Wilk (RAGE AGAINST THE MACHINE) trommelt auf „13“ zweckdienlich, aber mit wenig Charisma.

Rubin (oder seine Tontechniker) hat „13“ eine druckvolle, differenzierte, aber zeitgemäß undynamische Produktion verpasst, dafür agieren Butler, Osbourne und Iommi so, als wären nicht 42 Jahre seit „Masters Of Reality“ vergangen: Groove, Doom und ein starker Jam-Charakter machen „13“ aus, dazu ein überraschend stimmgewaltiger Osbourne, ein wie immer brillanter Iommi und – nach mehrmaligem Hören – überwiegend großartige Songs voller Selbstzitate.

Man könne sich ein weiteres Album vorstellen, dieses Mal sogar mit Bill Ward, sagte Osbourne jüngst. Warten wir es ab, vielleicht endet „13“ ja nicht zufällig wie der Anfang von „Black Sabbath“.