ROEDELIUS SCHNEIDER

Tiden

Man kann wirklich nur den Hut ziehen vor der ungebrochenen kreativen Energie des inzwischen 79-jährigen deutschen Elektronikmusik-Pionier Hans-Joachim Roedelius (CLUSTER, HARMONIA), der regelmäßig neue Platten veröffentlicht.

Zuletzt hat er mit Christopher Chaplin zusammengearbeitet, dem jüngsten Sohn des legendären britischen Komikers, und mit Lloyd Cole, wobei das Ergebnis der Zusammenarbeit mit Cole etwas enttäuschte, das zu diffus und uncharakteristisch ausfiel.

Das kann man von „Tiden“ nicht behaupten, der zweiten Platte von Roedelius zusammen mit Stefan Schneider von TO ROCOCO ROT. Bereits vor zwei Jahren haben die beiden mit „Stunden“ sehr schöne Klangminiaturen geschaffen, ungemein abwechslungsreich und von einer unterschwelligen pulsierenden Rhythmik zusammengehalten.

Selbiges charakterisiert auch das neue Album „Tiden“, bei dem sie sich erneut kongenial ergänzen. Während Roedelius vor allem seine typischen Klaviersounds beisteuert, liefert Schneider das elektronische Grundgerüst, das ähnlich wie bei seiner Band TO ROCOCO ROT gerne mit „Intelligenter Techno“ beschrieben wird.

Auf jeden Fall aber stellt „Tiden“ eine exzellente Symbiose aus Ambient und Neo-Klassik dar, deren verspielte melodische Qualität sie fast zu einer abstrakten Form von Popmusik werden lässt und damit die Konturlosigkeit des überwiegenden Teils von „Geräuschmusik“ elegant abschütteln kann.