BALANCE & COMPOSURE

The Things We Think We’re Missing

Es ist eine Genugtuung, wenn sich nach den verhaltenen Songs auf der Split-7“ mit BRAID und den durchwachsenen Albumvorboten eine Erwartungshaltung in Luft auflöst und man schließlich doch positiv überrascht wird.

BALANCE & COMPOSURE haben auf ihrem zweiten Studioalbum „The Things We Think We’re Missing“ dem kantigen Neo-Grunge und verträumten Nineties-Sounds neue Zufluchtsorte gegeben. Gleichzeitig klingen sie durch ihren aufwendig arrangierten atmosphärischen Klangteppich so wenig nach einem bloßen Neunziger-Revival und so sehr nach sich selbst.

Ist es jetzt das schwierige zweite Album oder eigentlich das dritte? Sie liefern nach dem lieb gewonnenen Debüt „Separation“ (2011) absolut solide ab. Gleich der energische Opener „Parachutes“ widerlegt den Verdacht, die aus Doylestown, Pennsylvania stammende Band hätte ihr Gespür für pointierte Aggressivität verloren.

Im Albumzusammenhang mausern sich selbst die bereits im Internet kursierenden „Tiny raindrops“ und „Reflection“ zu verkappten Hits. Selbst wenn einige Songs wenige Schritte von den Klängen auf „Separation“ entfernt sind, haben BALANCE & COMPOSURE an den entscheidenden Stellen am Songwriting gearbeitet.

Gerade die großartige Gesangsleistung von Jon Simmons und die ausgewogene Arbeit der drei Gitarristen wird von der druckvollen Produktion vollends eingefangen. Hier sitzen facettenreiche Songstrukturen zwischen den Stühlen eines verschrobenen Grunge-Flairs, verschnörkelten Postcore-Anleihen und ernstzunehmenden Pop-Appeal.