FOREIGNER

4

Jede Zeit hat so ihre Konsensplatten. Mit vielen dieser Scheiben ist es einfach, die haben sich zu Klassikern entwickelt, die kennt später jeder, sogar später Geborene. Es gibt aber auch diese fiesen Scheiben, die einst, damals gefühlt „alle“ gehört haben, die Menschen deines Alters plus/minus zwei Jahre auch heute noch beim Erklingen des ersten Tons des ersten Songs der A-Seite in Sekundenbruchteilen erkennen, die aber jenen, die aus einer anderen Generation stammen, nur ein genervtes Stirnrunzeln oder gar ein angeekeltes „Mach das aus!“ entlocken können.

Besitzer von BLOODHOUND GANG- und FANTA4-Platten wissen sicher, was ich meine (und in diesem Falle gehört meine Reaktion in die Kategorie „angeekelt“). FOREIGNERs viertes Album „4“ aus dem Jahr 1981 mit dem markanten Filmvorspanncover ist so eine Platte.

Gegründet hatten sich FOREIGNER 1976 in England, als Punk gerade sein wuscheliges Haupt erhob. Mick Jones war zusammen mit dem aus den USA stammenden Frontmann Lou Gramm Hauptmotor der Band, von Punkrock ließen sich die beiden nicht stören, und im Frühjahr 1977 erschien das titellose Debüt, auf dem sich die beiden Hits „Feels like the first time“ und „Cold as ice“ finden.

Damals fand man solche Musik noch unglaublich hart, rückblickend fällt der starke Powerpop-Einfluss auf. Das Album wurde zum Millionenseller, in den USA wie in Europa, doch die beiden nächsten Alben „Double Vision“ (1978) und „Head Games“ (1979) waren seinerzeit zwar auch erfolgreich, lassen mich aber bis heute kalt, mir fehl(t)en einfach die Hits.

Die gab es dann auf dem jetzt auf 180-Gramm-Vinyl neu aufgelegten Überklassiker „4“ von 1981. „Urgent“ war damals (und für den Rest der Achtziger) allgegenwärtig, die echt cheesy Ballade „Waiting for a girl like you“, „Juke box hero“, „Luanne“ und „Break it up“ waren erfolgreiche Singles, wobei die Band dem damals erfolgreichen Konzept vieler sogenannter Hardrock-Bands treu blieb: „Mach einen auf Rocker, aber vergiss die Schmuse-Nummern nicht“.

Die Mädels standen auf die letzteren, die Jungs auf erstere – so ging Konsens ... „Juke box hero“ ist bis heute eine Gänsehaut erregende Story über das Klischee mit dem Rock’n’Roll-Erfolg, „Luanne“ ähnlich kantig, und dann sind da noch von Tom Dolby wie Zuckerguss über diverse Nummern gekippte Synthieparts, die einen Gegenpart zu Lou Gramms recht markante Stimme setzten.

„4“ ist eine jener Platten, die einen heute mit einer Gefühlsmischung zwischen Scham und Gänsehaut zurücklassen – zu „Urgent“ und „Juke box hero“ werde ich aber immer stehen. „Raus“ war ich dann erst beim 1984er Erfolgsalbum „Agent Provocateur“ – „I want to know what love is“ war mir echt zu mädchenmäßig ...