NIGHT BIRDS

Born To Die In Suburbia

Schon das 2010er 4-Song-Tape „Midnight Movies“ der NIGHT BIRDS aus New Jersey, die sich mitunter aus Mitgliedern von THE ERGS!, HUNCHBACK und PSYCHED TO DIE zusammensetzten, war auf einen Schlag ausverkauft.

Zu Recht, denn vor allem „Midnight movies“ und „Bad biology“ waren extrem prägnant, schnell und catchy und trugen durch den Surf-Punk-Einschlag unverkennbar den Stempel des Achtziger-Westcoast-Sounds, wodurch sie immer wieder mit Bands wie DEAD KENNEDYS, AGENT ORANGE und ADOLESCENTS – Rikk Agnews Gitarrenarbeit dürfte mit Sicherheit einflussreich für die Band gewesen sein – verglichen wurden.

Ein Vergleich, der niemanden ernsthaft stören kann, zumindest betont Sänger Brian aber, dass es schon immer mehr und andere Einflüsse für die Band gab. Die Debüt-LP „The Other Side Of Darkness“ (Grave Mistake bzw.

Taken By Surprise), konnte das Niveau mühelos halten und führte einem vor allem vor Augen, dass es im Punk und Hardcore keine ausufernden Konzeptalben braucht, sondern dass 13 Songs in 22 Minuten auch im Jahr 2011 noch einen absolut fairen Deal ergeben.

Einen Appetizer auf die neue LP gab es nun dieses Jahr schon in Form der auf Fat Wreck erschienenen „Maimed For The Masses“-7“, allen Gerüchten zum Trotz erscheint „Born To Die In Suburbia“ nun jedoch wieder auf den bisherigen Labels, in deren Lager sie sich mit Bands wie RED DONS, BIG EYES oder GOVERNMENT WARNING auch in bester Gesellschaft befinden.

Geändert hat sich an der Herangehensweise nach wie vor nichts, nur mit PJ Russo spielt da ein neuer Gitarrist, am Sound ändert das aber rein gar nichts. „Escape from New York“, ein Instrumental-Intro, mit dem die Band ihre Vorliebe für alte Science-Fiction- und Horror-Film-Referenzen weiterführt, eröffnet die LP in klassischer Weise, nur um im anschließenden Titelsong die Latte für den Rest der Spielzeit extrem hoch zu legen.

Die Themenwahl ist dabei gewohnt klassisch bis abgedreht: es geht um typische US-Mittelklasse-Themen, das Loserleben in der Vorstadt, die alljährliche Weihnachts-Scheinheiligkeit („Less the merrier“), Drogensucht („No Sspoilers“), oder wie in „Last gasp“ auf der Fat-7“ eben mal um die Sexualpraktik der Erotic Asphyxiation („That sweet climax at last gasp (...) It’s when my air passage is cut off and my heart’s about to stop“).

Das Umschalten von stimmlicher Mittel- auf Superaggression innerhalb von nur einem Wort, ja einer Silbe auf die andere versteht Brian Gorsegner dabei wie derzeit nicht viele andere, was vor allem den Midtempo-Songs „Nazi gold“ und „Less the merrier“ sehr zugute kommt, und man muss sich bei dieser Fülle an Oldschool-Hardcore-Fetzen schon fragen, warum gerade im Punkrock die Verklärung der Vergangenheit in weiten Kreisen, vor allem jenseits der dreißig und vierzig, beinahe zum guten Ton gehört – auch wenn die Anlehnung an diese Spielart von Punkrock sicherlich auch etwas Rückwärtsgewandtes hat.

Trotzdem: dass angesichts einer solchen Platte sich ein Vielfaches mehr Leute lieber auf einer ärgerlichen Veranstaltung wie der BLACK FLAG-Reunion als zu einer NIGHT BIRDS-Show einfinden – für doppelt bis dreimal so viel Geld, versteht sich – kann man mit Vernunft nicht erklären.

Groß!