CHELSEA WOLFE

Pain Is Beauty

Wow, was für eine große Scheibe! In Ermangelung geeigneter Stilbeschreibungen, die diesem vielseitigen, aber stets düsteren Werk nicht gerecht werden würden, erwähne ich „Gothic“ lieber erst gar nicht, weil dann nur die Hälfte auf stur schaltet, um ja nicht erst mit unverstandenen Kajalfetischisten in einen Topf geworfen zu werden, die ihre Freizeit damit verbringen, sich selber Rüschenkleider zu nähen und auf den Unterarmen nach noch unvernarbten Stellen zu suchen.

Das wäre blöd, denn das hier ist der Wurf, den REQUIEM IN WHITE (kennst du nicht, ich weiß) nie gemacht haben. Zwischen Julee Cruise, Anna Calvi und Zola Jesus. Wer eine davon mag, sollte keine Sekunde länger zögern, um sich diese nahezu perfekte Platte zu schenken, die dann am besten ist, wenn die Songs mit Band eingespielt wurden.

Die Bezeichnung „Dark-Pop“ würde ich nur zu gerne verwenden, wenn das nicht schon längst falsch besetzt wäre. Düster schön, abwechslungsreich und mit einer Halbwertszeit gesegnet, die auch den zehnten Durchlauf noch zu einem Erlebnis macht.

Weitab jedweder Pennälermelancholie, intelligenter als 99,9% der gesamten Magazine mit „Gothic“ im Titel beziehungsweise der nahezu kompletten Orkus-Leserschaft. Sorry, aber so ist es.