MR. BURNS

Flying Blind

MR. BURNS sind mit ihrem neuen Album „Flying High“ am Start, wollte ich gerade schreiben ... „Flying Blind“ muss es natürlich heißen, doch dieser Freudsche Vertipper gibt bereits einen ersten Hinweis darauf, wie sehr mich dieser aufs Ohr klatschende Baseballschläger von einem Album sofort wieder in seine zugehackten Arme schließt.

Wie lange kenne ich euch Vögel jetzt schon? Sind das wirklich schon 14 Jahre? Herrgott (Sorry, Chef), ich werde sentimental. „Straight ahead“, „In die Fresse“, „Auf die Zwölf“ – weiß der Geier, welche Floskeln bereits nach MR.

BURNS aus Flensburg geworfen wurden. Wahrscheinlich – und zu Recht – alle, die jemals hergenommen wurden, um dieses Genre zu umschreiben: energetischer, geradliniger, an der Grenze des anatomisch Machbaren zelebrierter Punkrock, der Melodien zu schätzen weiß, ohne je zu überzuckern.

Hardcore-Punkrock, der sich zu Recht nicht für den Rock’n’Roll in seiner Hose schämt und offensiv von allzu tiefgründigen Verklausulierungen fernhält, um verständliche, apodiktische Zustandsbeschreibungen aus der Sicht eines jeden klar denkenden Alternativen, Berufsjugendlichen, Punks, Spinners und Zweiflers an der Honighaftigkeit der bestehenden Umstände in Gesellschaft und sozialem Miteinander abliefert.

MR. BURNS sind eine Band, sind Menschen, die verstanden haben. Die gerne Musik machen und gerne eine Band sind. Aus guten Gründen. Aus denselben Gründen, aus denen auch ich mir einst den nicht immer für Beifall sorgenden Hut „Punkrock“ auf den Kopf gesetzt habe.

Menschen, die zornige Gewänder tragen und zornige Zeilen vortragen, weil es da draußen Menschen gibt, die es brauchen, verstanden zu werden. Verstanden in ihrem berechtigten Unverständnis gegenüber den herrschenden Umständen und dem immer gleichen, bis zur vollkommenen Fassungslosigkeit aller Beteiligten vorgetragenen Mummenschanz, mit dem der moderne Mensch ruhiggestellt werden soll.

Aber nicht mit MR. BURNS. Nicht mit uns. Wir bleiben. Wir stören. Und wir hören dabei Platten wie „Flying Blind“ – auch wenn wir oft vielleicht genau das tun. (Diese Band war auf der Ox-CD #112 zu hören.)