PRIMITIVE HEARTS

High & Tight

Dieses Album quillt dermaßen über vor Hooks, dass einmaliges Hören schon reicht, um sie von vorne bis hinten mitpfeifen zu können, und zu erkennen, dass es wohl kein besseres Pharmakon gegen Bierdösigkeit, verfrühte Bettschwere, sowie morgendliche Gelenksteife gibt als „High & Tight“.

Das Garage-Ensemble aus Oakland klingt unerhört üppig in Anbetracht der Tatsache, dass hier lediglich drei Leute mitmischen, und bringt seinen simplen und geradlinigen, aber trotz seiner saloppen Darbietung treibend gehaltenen Bubblegum-Punkrock zur Perfektion.

Perfektion bedeutet hier Melodien im Katz/Kasenetz’schen Sinn aus dem Ärmel zu schütteln, diese in Hoppelpunk-Manier der POPPETS runterzureißen und sie mit einem Doo-wop-Kolorit zu krönen, der sich vor SHANNON & THE CLAMS nicht zu schämen braucht.

Dabei erinnern sie getreu der vom Albumtitel verheißenen Tightness an zeitgenössischen Atlanta-Powerpop (vergleiche TURF WAR, Gentleman Jesse, BARRERACUDAS), bringen jedoch auch dieses gewisse Weirdo-Moment der Bay-Area-Slop-Punks mit, das sich vor allem im Gesang niederschlägt (vergleiche Elvis Christ, NOBUNNY, King Tuff), und lassen in diesem Soundgemenge unverblümt Echos der RAMONES, der TUNES und verblichener Sixties-Pop-Eintagfliegen erkennen.

Zu behaupten, die PRIMITIVE HEARTS hätten hiermit einen Modern Classic des Zuckerwatte-Powerpop und Bubblegum-Punk geschaffen, ist keine Übertreibung.