TYSON

Counterparts

TYSON sind gute Mittelklasse. Das klingt zynisch, doch steckt im Durchschnitt ein bestimmter Reiz. Aber lasst mich erklären: Das Kieler Trio ist so eine Band, die gute Musik macht, gleichzeitig zu wenig innovativ ist für den „großen Durchbruch“: Die Musiker sind sympathisch, bodenständig, aber zu wenig „edgy“, um sich eine riesige Fanbase aufzubauen.

Sie sind (popkulturell betrachtet) zu alt, um sexy zu sein und/oder noch den „großen Sprung“ zu wagen. Auch wirken TYSON mit ihrem an die Neunziger Jahre erinnernden Hardcore/Metal-Sound nicht angesagt „kultig“, sondern anachronistisch.

Doch liegt genau hier der Charme. Wie sagt es Robinson Crusoes Vater so schön: „Der Mittelstand ist der beste, der menschlichen Glückseligkeit am empfänglichsten, gleich weit von dem Zwang, dem Stolz, dem Neide und Ehrgeiz der höhern Klassen, und von dem Druck und dem Elend der niedern Volksklassen entfernt.“ In diesem Sinne: TYSON sind eine von vielen hart arbeitenden, viel Freizeit und Eigenkapital investierenden Hobbybands, die ihre Lieblingsmusik aus Leidenschaft machen, die gesellschaftskritische Inhalte zwar simpel verpacken, aber ehrlich meinen, die sich lieber selbst verwirklichen, als die Sprossen der kulturindustriellen Karriereleiter zu erklimmen.

Das zweite Album „Counterparts“ ist beileibe nicht außergewöhnlich, doch verfolgen TYSON angenehm stur ihre Bandideale, ohne sich irgendwelchen entfremdeten Zwängen hingeben zu müssen.