AMAZING SNAKEHEADS

Amphetamine Ballads

Drei junge Typen mit Sonnenbrillen aus Glasgow, Schottland: Jordon (dr), Dale (gt, voc) und William (bs) spielen, so ihre Selbstrubrizierung bei einem bekannten Social Network, „Rock & Roll/Garage Blues“.

Zwei(?) Singles erschienen vorab, das Album kommt via Domino, die britische Rest-Musikpresse hyperventiliert mal wieder, und man ist als britenhypegenervter Musikliebhaber vorsichtig, das Geschwätz von wegen „the next big thing“ hat man schließlich so oft gehört wie die sprichwörtlichen Hirten das „Wölfe!“-Gebrüll ihres Kollegen.

Aber dann ... läuft das Album wieder und wieder und wieder, man sucht den Haken und findet ihn nicht. Ja um genau zu sein, man ist spätestens beim dritten Durchlauf infiziert und hat das unbestimmte Gefühl, dass dieses Trio verdammt viel richtig macht und dabei auf den Spuren von ganz großen Bands wandelt: GALLON DRUNK kommen in den Sinn, THE BIRTHDAY PARTY, BEASTS OF BOURBON, THE FLAMING STARS.

Vergleiche mit denen mache ich nicht so ohne weiteres und schon gar nicht leichtfertig, schließlich haben die eine lange Geschichte, sind tiefgründig, da kann man nicht dahergelaufene Jungspunde mit ihnen gleichsetzen.

Doch dann läuft eine Nummer wie „Flatlining“, ein basslastiger Schleicher mit düsteren Saxophon-Einlagen, und Dale brüllt und wütet und leidet so, dass man sich fragt, was der in seinen jungen Jahren hat ertragen müssen.

Andererseits: Nick Cave war ja auch kaum älter, als er seinen Weltschmerz einst erstmals in die Welt brüllte. Aber THE AMAZING SNAKEHEADS können auch leise und atmosphärisch, und dann wieder haben sie Punkrock drauf, aber eben immer mit dieser groovenden Bluesigkeit, die man jemandem von da oben aus dem kalten Norden der Insel zunächst kaum abnehmen möchte.

Über die Distanz von zehn Songs, die zwar eine rote Linie verbindet, die aber alle grundsätzlich verschieden sind, ergibt sich so das Bild einer Band, die man auf der Tour im Mai nicht verpassen möchte (Diese Band war auf der Ox-CD #113 zu hören).