CARLA BOZULICH

Boy

Bisher ist mir Carla Bozulich vor allem unter dem Projektnamen EVANGELISTA über den Weg gelaufen, aber dieses Album scheint sie tatsächlich im Alleingang aufgenommen zu haben. Natürlich „with a help from her friends“, darunter etwa Schlagzeuger Andrea Belfi, der in letzter Zeit durch seine Zusammenarbeit mit Mike Watt bei IL SOGNO DEL MARINAIO aufgefallen ist.

Bozulichs Musik ist schon immer anstrengend gewesen, und da stellt „Boy“ keine Ausnahme dar, da kann sich eine Lydia Lunch wirklich warm anziehen. Allerdings wird das Album nach einem heftigen Anfang deutlich getragener und in sich ruhender, so weit das angesichts des irgendwie völlig kaputt klingenden, unterschwellig bluesigen und improvisiert anmutenden Sounds überhaupt möglich ist.

Für Bozulich-Verhältnisse eine regelrecht meditative Angelegenheit, getragen von ihrem seltsamen Gesang und SWANS-artigen Rockmusik-Strukturen, die teilweise an Industrial-Pioniere wie die Neubauten oder THROBBING GRISTLE erinnern.

Ganz große Kunst möchte meinen, denn Bozulichs eigenwilliger Ansatz verweigert sich immer wieder geschickt der üblichen Einordnungsversuche, was ihre beängstigend schöne Musik ein weiteres Mal extrem faszinierend macht, die bei jedem weiteren Hören immer mehr an Reiz gewinnt.

Für ihr Label ist Bozulich jedenfalls ein „Art-Punk-Heldin“, sie selbst hält „Boy“ für ein Pop-Album, was man am besten unkommentiert im Raum stehen lässt.