DEAD MOON

In The Graveyard

DEAD MOON sind eine Legende. Als das Ehepaar Fred und Toody Cole (Bass) zusammen mit Schlagzeuger Andrew Loomis 1987 die Band gründeten, war Fred schon 39, hatte seine ersten Erfolge als Musiker mit den LORDS schon 1964 gehabt.

Es folgten 1966 THE WEEDS, dann THE LOLLIPOP SHOPPE, ZIPPER, KING BEE (mittlerweile haben wir das Zeitalter des Punk erreicht), THE RATS, WESTERN FRONT, THE RANGE RATS und schließlich 1987 DEAD MOON.

Musikalisch deckte Sänger und Gitarrist Fred schon immer ein weites Feld ab, Garage, Punk, Rock’n’Roll, Psychedelic, Country und mehr, doch mit DEAD MOON hatten er und Toody ihre Klangfarbe gefunden.

Wie DEAD MOON klingt keine andere Band: Freds Stimme ist sehr markant, sobald er laut wird, wird daraus ein wütendes Krähen und Krächzen, und ja, das muss man mögen, denn man kann das, ohne weitere Beschäftigung mit DEAD MOON und bei grundsätzlicher Antipathie gegen handgemachten Garage-Punk, auch durchaus als Zumutung und unangenehm empfinden.

Ich habe irgendwann Gänsehaut bekommen von Freds Art zu singen, und Toody, die bisweilen auch etwas Gesang beisteuert, ist ähnlich speziell. Darüberhinaus sind (waren!) DEAD MOON der natürliche Feind von High-End-HiFi-Spinnern: Die auf dem von Fred und Toody betriebenen Tombstone-Label erschienenen Platten wurden in Mono aufgenommen und von Fred selbst gemastert – dass hier manches, egal ob von CD oder LP abgespielt, so klingt, als habe man schlecht gepflegtes Flohmarkt-Vinyl auf dem Plattenspieler liegen, ist Teil der Magie dieser Band.

Bis 2006 waren DEAD MOON in der gleichen Besetzung aktiv, veröffentlichten elf Studioalben, tourten von Anfang an sehr viel in den USA, aber fast noch mehr in Europa, wo sie nicht nur in Deutschland auf eine fast schon devot zu nennende Fanschar verweisen konnten.

Nach der Auflösung (die angeblich mit einem Alkoholproblem ihres Drummers zu tun hatte) gründeten die Coles stante pede mit einem neuen Drummer PIERCED ARROWS und machten da weiter, wo sie eigentlich nie aufgehört hatten.

Und sollte es Freds Gesundheit zulassen – mit Stand März 2014 mussten sie wegen einer Herz-OP des Meisters alle weiteren Aktivitäten erstmal einstellen –, werden sie sicher bis ans Ende ihrer Tage weitermachen.

Mit „In The Graveyard“ (1988), „Unknown Passage“ (1989) und „Defiance“ (1990) sind nun nach den Vinyl-Rereleases (Mississippi Records 2011) dieser Alben diese auch im CD-Format wieder zu haben, mit dem Segen der Coles ausgestattet.

Und auch wenn kein einziges DEAD MOON-Album schlecht oder schwach ist, so ist es doch auch hier wie bei vielen anderen Bands: das Frühwerk übt den größten Reiz aus, und müsste man sich wiederum für nur eine Platte entscheiden, es wäre wohl „Unknown Passage“, auf dem sich die größte „Hitdichte“ findet, mit dem grandiosen „54/40“ als Über-Song, nicht zu vergessen das grandiose Cover von „Time has come today“, und auch „Dead moon night“ muss erwähnt werden.

Aber auch „Johnny’s got a gun“ „Dagger moon“ oder „Unknown passage“ (auf „Defiance“) und „Graveyard“, „Out on a wire“, „Don’t burn the fires“ und vor allem das von Toody gesungene „Can’t help falling in love“ vom Debüt „In The Graveyard“ erzeugen Gänsehaut.

Wer von DEAD MOON bislang nichts oder nicht mehr besitzt als die „Echoes Of The Past“-Compilation (2006 auf Sub Pop erschienen), sollte sich mit diesen Rereleases dringend beschäftigen –oder nach den Original-LPs suchen ...