KING MIDAS

Rosso

Blindkäufer von Fysisk Format-Releases aufgepasst: bei KING MIDAS droht verstörende Verwirrung. Weder noisigen Hardcore noch Rock mit Metal-Infusion gibt es hier vom Osloer Qualitätslabel, sondern spleenigen Art-Pop – mit Historie.

KING MIDAS existieren schon seit den frühen Neunzigern, waren aber bislang ein fast rein norwegische Phänomen. Mit „Romeo Turn“ (2003) und „Sorry“ (2007) veröffentlichten sie zuletzt zwei glamrockige Alben, wurden von Medien wie Publikum in ihrer Heimat gefeiert, dann wurde es ruhig um die Band – sechs Jahre sollte es dauern, bis 2013 endlich „Rosso“ erschien, das prompt von den großen Tageszeitungen Norwegens zum besten Album des Jahres erkoren wurde.

Ein nachvollziehbares Votum? Bedingt – die Norweger haben bisweilen einfach einen ziemlich eklektischen Musikgeschmack, und „eklektisch“ beschreibt auch diese Platte ziemlich gut: Prog-Rock trifft auf Neo-Kraut trifft auf britischen Post-New-Wave-Pop der Achtziger, das alles in fein ziselierter Produktion und Instrumentierung (inklusive Bläser).

Wirklich laut wird man nie, sondern säuselt oft eher loungig bis trancig, und irgendwann sind die beiden Seiten (als Bonus gibt’s die Songs auch auf CD) durchgelaufen, man denkt „Aha“, ist unschlüssig, was das eben war, hört noch mal und noch mal rein, ist angetan, aber nicht begeistert – und wundert sich über den Musikgeschmack der Norweger.

Auf dem Cover ein seltsamer Deutschlandbezug: eine verfremdete, schemenhafte Aufnahme des Schweren Kreuzers Blücher im Oslofjord kurz vor seiner Versenkung durch norwegische Torpedos am 9.

April 1940 – der Opener „A ship glides through the night“ nimmt darauf Bezug.