VOGUE

Running Fast – The Complete Recordings

Es ist unfair, eine Rezension darauf aufzubauen, dass kein Mensch außerhalb Österreichs VOGUE kennt, Schlagerpfeifen wie OPUS oder Koksbarone wie Falco hingegen Melodien für Millionen schrieben. Eine Band wie VOGUE konnte, obwohl massiv talentiert, niemals ein kleines bisschen Erfolg außerhalb der Wiener Stadtgrenzen vermelden.

Dabei war ihr Sound so einzigartig wie originell, ihr Mod-Powerpop, gesprenkelt mit psychedelischen Sternchen und zeitgenössischen New-Wave-Zutaten versehen, war zu ihrer Zeit, 1980 bis 1984, in Szenekreisen schwer angesagt, „en vogue“ sozusagen.

Man stelle sich WIRE vor, die mit den TELEVISION PERSONALITIES eine JAM-Session besuchen, dabei mit Ed Ball von den TIMES und Howard Devoto ein paar Pillen einwerfen und unter deren Einfluss marodierend von der Kings Road zur Carnaby ziehen.

Die beiden Wahlwiener Erich Schindl und Gary Danner haben die meisten der vielen wirklich starken Eigenkompositionen des ersten und einzigen VOGUE-Albums geschrieben. Bei der Coverauswahl bewiesen sie auch Geschmack, drei Mal THE WHO, KINKS, CREATION und sogar die Nederbeat-Stars OUTSIDERS wurden nachgespielt.

Am Schlagzeug saß übrigens mit Ronnie Urini ein semiprominenter Künstler und späterer Experimentalmusiker, der dann tatsächlich auch in Deutschland zu bescheidenem Ruhm gelangte. Die CD beinhaltet alle Songs des Albums „A Doll Spits Cubes“, die EPs „Kellerrock“ und Donaustrand“, die 81er-Single „Pill Girl“ und die „Hitsingle“, die mit „Frozen Seas Of Io“ unglaublicherweise eine Top-Ten-Chartplatzierung abwarf.

Ein spannendes Reissue einer völlig unterbewerteten und zu Unrecht vergessenen Band, die, wäre sie aus London, sicherlich weltweit eine Hausnummer wäre.