EYEHATEGOD

s/t

Ich weiß nicht mehr genau, wie es eigentlich dazu kam, aber irgendwann Anfang der Neunziger Jahre fiel mir durch Zufall eine Platte in die Hände, die sich vor allem durch einen unfassbar versifften Sound auszeichnete, weniger durch filigranes Songwriting.

Wenn man es ganz genau nimmt, bestanden die „Songs“ auf diesem Album nur aus vertonter Langsamkeit, kombiniert mit beinahe nervenzerfetzenden Feedback-Orgien und Riffs, mit denen sich die Band nur allzu offensichtlich vor einer gewissen Metal-Legende aus Birmingham verneigte.

Bei besagter Platte handelte es sich um das EYEHATEGOD-Debüt „In The Name Of Suffering“ und als ich dieses voller Begeisterung meinen Kumpels vorspielte, erntete ich nur verständnisloses Kopfschütteln.

Beim folgenden „Take As Needed For Pain“ verhielt es sich da kaum anders, und als dann auch noch vor Erscheinen von „Dopesick“ Gerüchte kursierten über einen Sänger, der im Studio Glas frisst und die Wände dann mit seinem eigenen Blut beschmiert, um in die richtige „Stimmung“ zu kommen, da haben sie mir alle einen Vogel gezeigt.

Soviel sei gesagt: Nichts wird so heiß gegessen, wie man es kocht! Inzwischen sind rund 14 Jahre vergangen, seit EHG ihr letztes reguläres Album „Confederacy Of Ruined Lives“ veröffentlichten.

Jahre, in denen die Band teilweise den Kampf gegen die Heroinsucht zu führen sowie später auch die Folgen des verheerenden Wirbelsturms „Katrina“ zu verarbeiten hatte. Darüber hinaus war bzw.

ist Gitarrist Jimmy Bower als Schlagzeuger der Allstar-Truppe DOWN überaus erfolgreich und legte demzufolge auf jene Band eine ganze Weile den Schwerpunkt. Da ist es letztlich auch verständlich, dass man erst jetzt wieder die Kraft, aber auch die Zeit finden konnte, eine neue Platte in Angriff zu nehmen.

Als dann schließlich bekannt wurde, dass EHG genau dies tun würden, da freute ich mich schon sehr, konnte mich einer gewissen Skepsis jedoch nicht erwehren, ob Jimmy Bower und Co. damit ihrem in der Zwischenzeit erworbenen Legenden-Status würden gerecht werden können.

Dass eben jene Skepsis völlig unbegründet war, das belegt nun das selbstbetitelte neue Album auf eindrucksvolle Art und Weise, denn der einstmals eingeschlagene musikalische Weg wird konsequent wieder aufgegriffen.

Das titellose Album pendelt zwischen wabernden Feedbacks und den unvergleichlichen, muffigen Riffs, die, wie sollte es auch anders sein, nach wie vor den Geist früher BLACK SABBATH sowie den bluesigen Spirit New Orleans’ versprühen.

Genauso konsequent verarbeiten EHG den Einfluss BLACK FLAG in ihrem Sound, bauen immer wieder Hardcore-Punk-Eruptionen ein, die im krassen Gegensatz zum sonst gebotenen Klangbild stehen. Ich bin also beruhigt, denn dem Legenden-Status werden EHG definitiv gerecht! Ach ja, und die Skeptiker von damals, die stehen mittlerweile auch auf dieses Sludge-Gedröhne.