INVSN

s/t

Irgendwie kommt das dritte Album von INVSN doch eigentlich als Debüt daher, ist es doch das Erste unter diesem modisch verkürzten Namen. Die beiden Vorgänger veröffentlichten sie als INVASIONEN, seit 2008, ausschließlich in Schweden und auf Schwedisch.

Nun wurde aber das titellose neue Werk schon Anfang 2013 im Studio Ingrid in Stockholm auf Englisch aufgenommen, um so nicht nur Schweden, sondern die ganze Welt einnehmen zu können. Der neue Name kommt dort wahrscheinlich lockerer über die Lippen.

Erinnert man sich an die vokalreiche Aussprache, vielleicht nicht die schlechteste Wahl, um auch in der Breite wahrgenommen und vor allem verstanden zu werden. Gerade das Verstandenwerden scheint den Menschen hinter INVSN wichtig zu sein, machen sie doch alle seit den Neunzigern Musik.

REFUSED, AC4, THE (INTERNATIONAL) NOISE CONSPIRACY, THE LOST PATROL BAND, THE DOUGHNUTS, DS-13? Na? Schon mal gehört? Ein hauptsächlich Hardcore/Punk-beeinflusster und inspirierter Haufen, Dennis Lyxzén und Freunde, macht sich auf, ihre gesamte Weisheit in eine Musik zu packen, die sie alle seit Jahren gerne hören.

Dieser verpassen sie nun ihren ganz eigenen Stempel. Ein Stempel, der auf den ersten Blick so ziemlich wenig von all der Wildheit hat, die INVSN zu den Menschen gemacht hat, die sie sind.

Sehr indiemäßig kommt das selbstbetitelte Album rüber. Das Schlagzeug klingt teilweise dermaßen synthetisiert, dass JOY DIVISION oder auch NEW ORDER aus deinen tiefsten Speicherzellen an die Schädeldecke klopfen.

Vermischt mit Melodien, die manchmal an ARCADE FIRE oder auch THE NATIONAL erinnern, die aber immer wieder ausbrechen, hin zu bandhistorischen Verweisen. Wurdest du eben noch düster und eindringlich in die Ecke gedrängt, kann sich Dennis Lyxzén den REFUSED/AC4-Gedächtnisschrei nun doch nicht mehr verkneifen und lässt dich zusammenzucken.

„Our blood, our blood, our blood“.Ein Achtziger Wave/Post-Punk/Whatever/Indiecore Gebilde, welches auf den zweiten Blick dann doch seine Wurzeln offenbart und durchweg tiefgreifend politisch, Gender-debattierend, hinterfragend und auch feministisch daherkommt.

„They promise it will get better, but it’s never been quite this bad.“ Und wer behauptet bitte, dass solche Inhalte immer auch forciert ausgerückt werden müssen? Sich den Frust aus dem Körper zu schlackern, um für die nächsten Aktionen offen und befreit bereit zu sein, erscheint doch sinnvoll.

Vor allem, wenn in diesem Gebilde vielleicht Menschen auf Themen gestoßen werden, die sie sonst nicht mal annähernd anrühren würden. INVSN haben all ihre Grundsätze, ihre Attitüde bewahrt.

Lediglich die Verpackung ist gänzlich anders als bei allen Vorgängerbands. Ein Album zum Tanzen und Nachdenken. Du kannst mit INVSN gefrustet in der Ecke hängen oder dich zum Handeln anstiften lassen.

Und das ist dann doch das Fitzelchen mehr. Der INVSN-Stempel oben drauf.