WILKO JOHNSON / ROGER DALTREY

Going Back Home

Ohne Chess Records hätte es wohl THE WHO nie gegeben. Und ohne THE WHO und Chess Records hätten DR. FEELGOOD keine Existenzgrundlage gehabt. Dass der THE WHO-Leadsänger und der DR. FEELGOOD-Gitarrist nun ausgerechnet auf Chess ihr erstes gemeinsames Album herausbringen, ist eine eigenartige Ironie der Geschichte.

Schön jedenfalls, dass diese Platte nun doch noch erschienen ist. Denn um Wilko Johnson steht es leider gar nicht gut, der Krebs hat ihm zugesetzt. Als „Abschiedsalbum“ war „Going Back Home“ konzipiert, die beiden Musiker kamen Backstage bei einer Preisverleihung ins Gespräch über eine Kooperation, und sie haben nicht lange gefackelt, gingen direkt ins Studio und nahmen ohne jeglichen Schnickschnack eines der ehrlichsten, rauhesten und treibendsten Oldschool-R&B-Alben der Neuzeit auf.

Wilkos Gitarrenarbeit ist dabei der Funke, der die hochentzündliche Mischung explodieren lässt. Wenige Gitarristen beherrschen es, Rhythmus- und Leadgitarre so wie aus einem Guss zu spielen, dass es nach mindestens zwei Gitarren klingt.

Daltrey steuert unglaublich lässige Vocals bei, erstaunlich, wie viel Wut der Siebzigjährige immer noch rauslassen kann. Das Repertoire der Scheibe besteht zum größten Teil aus Johnsons eigenen Kompositionen, zudem noch einem Dylan-Cover und einer Kooperation mit PIRATES-Gitarrist Mick Green.

Jedenfalls spielt die Band mit Feuereifer, das Album begeistert auf voller Länge, und der Gedanke, dass danach Schluss sein wird, ist schlicht unerträglich.