APOSTLES

Punk Obituary

Wer von einer Platte mit dem Titel „Punk-Nachruf“ erwartet, 1A Crustpunk geliefert zu bekommen, hat irgendwas nicht verstanden ... Die britische Anarchopunk-Szene der Achtziger brachte so einige Bands hervor, die inhaltlich absolut auf Linie von Leuchtturm-Bands wie CRASS und CONFLICT waren, jedoch musikalisch noch viel weiter von jenem schon weit gefassten Punk-Klang abwichen, als es CRASS schon taten.

THE APOSTLES gehörten zu jener Sorte von Bands, die den Anarchopunk-Begriff denkbar weit dehnten, aber die damalige Szene war bereit, sich darauf einzulassen. Wer an die eher „eigenwilligen“ Aufnahmen von CRASS denkt, bekommt eine Vorstellung vom hier gebotenen.

In eher mäßiger Qualität veröffentlichte die 1979 in Islington bei London gegründete Band bis zur Auflösung 1990 an die zwanzig Demotapes (live und Studio), diverse Compilationbeiträge, einige EPs und acht Alben, darunter 1985 „Punk Obituary“ auf dem CONFLICT-Label Mortarhate und „The Lives & Times Of The Apostles“ auf COR (1986).

Ersteres hat nun Beat Generation aus Spanien neu aufgelegt, und um ehrlich zu sein, ist es eine jener Platten, die eher phänomenologisch als musikalisch reizen. Schon das originalgetreu reproduzierte Artwork mit seinem Comic-Look und feinen Tuschestrichen begeistert in seiner Kleinteiligkeit, und liest man sich mal durch das postergroße Textblatt („Diary of a band“) durch, fragt man sich, ob man diese Texte nicht auch in lesbarerer (also nicht Hand-)Schrift als Buch herausgeben sollte.

Ein spannendes Eintauchen in eine vergangene Welt, und wer weiß, vielleicht gewinnt man so ja doch Zugang zur oft atonalen, eigenwilligen, teils nur akustischen Musik. Gut, dass ein Label sich auch solcher schwieriger Rereleases annimmt.