ORLANDO JULIUS WITH THE HELIOCENTRICS

Jaiyede Afro

Den Unwissenden (so wie mir) dürfte die nigerianische Afrobeat-Legende bestenfalls von seiner Vampisoul-Compilation bekannt sein; in besser informierten (und wahrscheinlich weniger Punkrock-affinen) Kreisen ist Orlando Julius ein „household name.“ Dieses Album des mittlerweile Siebzigjährigen führt vor Augen, warum das so ist: Mit der Londoner Funk-Band THE HELIOCENTRICS spielt er einen handwerklich einwandfreien, tiefenentspannten Sound, der US-amerikanischen Sixties R&B mit westafrikanischen Styles wie Afro-Funk und Highlife, sowie mit Traditionals und Work-Songs verbindet, also vor allem ghanaische beziehungsweise nigerianische Klänge mit „westlichen“ Instrumenten und Skalen intoniert.

Darüber sollte man wohl eher Artikel in Jazz-Magazinen oder einen kulturwissenschaftliches Essay zu Soundaneignung und -ästethetik im postkolonialen Westafrika schreiben als ein Review in einem Punkrock-Heft.

Eine Empfehlung an die Unbornierten sei an dieser Stelle dennoch ausgesprochen, denn es ist erstaunlich, wie eine dermaßen angereicherte, bislang sehr vertrackte, psychedelisch-ausufernde Soundmelange dennoch so entspannend wirken kann.

Also Schuhe aus, gekühltes Getränk geöffnet und Platte an!