EL BOSSO & DIE PING PONGS

Hier und jetzt oder nie

Vor einigen Jahren lernte ich beim Auflegen in Münster einen sympathischen Kerl kennen, der sich im Laufe unserer Bekanntschaft als Marcus „Skacus“ Diekmann, seines Zeichens Gitarrist und Songwriter der Münsteraner EL BOSSO & DIE PING PONGS herausstellte.

In den Neunzigern hatte ich recht viel Ska-Punk à la THE MIGHTY MIGHTY BOSSTONES und THE INDEPENDENTS gehört. Mit dem „reinen“ Ska dagegen hatte ich mich bis vor einigen Jahren abseits von MADNESS nie ernsthaft beschäftigt und so auch das Phänomen der Jungs um El Bosso nie so recht verfolgt.

Nun, das änderte sich durch Marcus und so setzte ich mich peu à peu mit der inzwischen fast dreißigjährigen Geschichte der PING PONGS auseinander. „Hier und jetzt oder nie“ ist der zweite Longplayer seit der Reunion im Jahre 2003.

Zwölf neue Songs sind es geworden, die das Album insgesamt deutlich runder und mehr aus einem Guss klingen lassen, als das noch auf dem Vorgänger „Tag vor dem Abend“ der Fall war. Die Gründe hierfür könnt ihr auch im Interview in dieser Ausgabe nachlesen.

Los geht’s mit „Egal“, das gekonnt zwischen Ska und Rock hin und her wechselt und mit einem tollen Refrain zu begeistern weiß. „Von vorn“ ist dann ein klassischer Midtempo-Ska, der für mich nicht so recht zündet.

Erneute Begeisterung kommt dann auf mit dem Titelsong und „Arsch vorbei“, die beide extrem punkrockig ausgefallen sind und tatsächlich Erinnerungen an die Bosstones aufkommen lassen. Grandios.

Auf eine weitere Midtempo-Nummer („Tanz tanz tanz“) folgt der absolute Albumhöhepunkt: „Wie schön es doch war“. Ein tolles Riff und in ihrer Einfachheit absolut mitreißende Bläserarrangements machen diesen Track zum Instanthit.

„Reich aber glücklich“ lässt einen, ob der tollen Texte, das erste Mal laut auflachen und schickt dich auf einen dreieinhalbminütigen Jamaica-Kurzurlaub. „Bis zum nächsten Tag“ wirkt im Anschluss etwas beliebig, was aber nicht tragisch ist, denn mit dem Instrumental „Brutus“, bei dessen Titel ich interessanterweise immer an GLUECIFER denken muss (ist bestimmt eine Premiere, diesen Bandnamen mal in Zusammenhang mit den PING PONGS zu lesen), folgt direkt ein weiteres Highlight im MADNESS-Stil, bei dem ich die Skanker vor der Bühne schon ausflippen sehe.

Mit „Gib mir was“ und dem großartigen „Es geht voran“, in dem wieder die Punkrock-Keule hervorgeholt wird, geht’s auf die Zielgerade, die schließlich passiert wird mit der Lagerfeuer-Akustiknummer „Einsame Leiche“: Schlimm, wenn die angebetete Schöne dem starken Helden auf dem weißen Schimmel einfach so wegstirbt, bevor er ihr überhaupt seine Liebe gestehen kann.

Ein wunderbarer Text, der auch aus der Feder der selbsternannten besten Band der Welt aus Berlin stammen könnte. Kurzum: Ein bärenstark produziertes, ungewöhnlich hartes und trotz des steten Wechsels zwischen Ska und (Punk)Rock immer homogenes Album.