INSPIRAL CARPETS

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„Madchester“ is back! Manchester hat seit je her eine gute Tradition stilprägende Bands hervorzubringen. Waren es in den Siebzigern und den Achtzigern JOY DIVISION, THE SMITHS, THE CHAMELEONS oder BUZZCOCKS, so waren es in den Neunziger Jahren vor allem die HAPPY MONDAYS und OASIS.

Und eben die INSPIRAL CARPETS, die 2011 wieder in ihrer Originalbesetzung mit Sänger Stephen Holt zusammengefunden haben. Mit „Inspiral Carpets“ gibt es das erste neue Studioalbum seit rund zwanzig Jahren.

Und die INSPIRAL CARPETS haben gut vorgelegt, von 1989 bis 1995 hatten sie 15 Chartplatzierungen und vier Alben in den britischen Top 20. Mit dabei, als Gast beim Song „Let you down“, ist der Punk-Poet John Cooper Clarke aus Manchester, der bereits im Vorspann zum „Transmission“-Video von JOY DIVISION seine Kunst zum Besten gab.

Die erste Single „Spitfire“ kommt mit viel Energie und Drive daher und kann an vergangene Zeit anknüpfen. In einem Interview mit dem Record Collector zum aktuellen Album skizziert Keyboarder Clint Boon die musikalischen Einflüsse zum Album mit einem Augenzwinkern irgendwo im Spannungsfeld zwischen Northern Soul, THE DOORS, JOY DIVISION, THE BEACH BOYS, R.E.M.

(nicht wirklich verwunderlich, denn Clint Boon zählt Michael Stipe zu seinen ultimativen musikalischen Helden) und der Musik der Fünfziger Jahre. Die zentrale Frage lautet natürlich: Darf man musikalisch etwas Neues erwarten? Nein, darf man nicht und muss es auch nicht.

Die INSPIRAL CARPETS haben sich nicht neu erfunden. Wieso denn auch? Keiner hat danach gerufen und das ist auch gut so. Den eigenen musikalischen Standard zu bewahren, ist ja auch schon etwas.

Und live ist das immer noch besser als viele der aktuellen Bands aus Manchester, die vom NME wöchentlich als das neue heiße Ding verscherbelt werden, um ein Jahr später bedeutungslos in der Versenkung zu verschwinden.

Clint Boon legt wie immer gekonnt mit seinem energetischen Farfisa-Keyboard (auf so einem hat bereits Elton John seinen „Crocodile rock“ gespielt) das Rhythmus-Fundament und das WahWah-Pedal von Gitarrist Graham Lambert tut sein Übriges.

Auch wenn nicht über die volle Albumlänge das große Feuerwerk abgefackelt wird, wirkt hier nichts schal oder bemüht. Der Groove steckt einfach in der Band. Graham Lambert hat einmal gesagt: „CAN gehören zu den ganz Großen.

Ohne ihren Einfluss und den von TANGERINE DREAM wären wir gar nicht denkbar.“ So richtig experimentell wie bei den frühen Alben sind INSPIRAL CARPETS zwar nicht mehr, aber Spaß macht es allemal.

Sie halten die Fahne in Sachen „The Sound of Madchester“ weiter hoch. Aktuell steht eine Tour in UK an, aber vermutlich werden sie nicht mehr Noel Gallagher als Roadie gewinnen können: Der war von 1988 bis zur Gründung von OASIS 1991 mit der Band unterwegs, bei der er sich zuvor erfolglos als Sänger beworben hatte.