GODFLESH

A World Lit Only By Fire

Fast eine Dekade war es totenstill um GODFLESH. 1988 aus dem musikalischen Schmelztiegel der hässlichen englischen Industriestadt Birmingham hervorgegangen, war die Zweierformation bestehend aus Justin K.

Broadrick (zuvor NAPALM DEATH) und G.C. Green mit ihrer selbstbetitelten Debüt-EP unter den Ersten, die brachiale Metal-Riffs mit der mechanisch-kalten Rhythmik eines Drum-Computers verbanden.

Ihr Durchbruch war das Album „Streetcleaner“ von 1989, mit ihrem innovativen Sound wurden sie zu Pionieren des Industrial-Metal und zählen unzweifelhaft zu den einflussreichsten Vertretern experimentell-extremer Musik.

Mit jeder neuen Platte und unzähligen EPs stellten GODFLESH ihre Unberechenbarkeit erneut unter Beweis: 1991 erschien das weithin unterschätze Proto-Sludge-Album „Pure“, das etwas zugänglichere „Selfless“ (1994) sowie „Songs Of Love And Hate“ (1996) und „Us And Them“ (1999) erschlossen jeweils neue Richtungen und spielten mit Einflüssen aus HipHop, Techno und Jungle.

„Hymns“ aus dem Jahr 2001, ihr wohl vielschichtigstes Album, sollte vorerst der Abgesang für GODFLESH werden – Bassist Green verließ die Band, 2002 erklärte Broadrick offiziell das Ende und widmete sich JESU.

2010 gab es die Reunion und erste Live-Shows und nach einem „Streetcleaner“-Live-Album 2013 kam im Juni 2014 die EP „Decline And Fall“ als Vorbote eines neuen Album. 13 Jahre nach „Hymns“ erscheint nun auf Broadricks eigenem Label Avalanche Recordings der über die letzten zwei Jahre entstandene siebte Longplayer „A World Lit Only By Fire“.

Im Zeichen ihres gewohnten Zivilisationspessimismus ist der Titel der gleichnamigen Abhandlung über das europäische Mittelalter des Historikers William Manchester von 1992 entliehen, konsequent ist der wütend losprügelnde Opener „New dark ages“ benannt.

Das Album ist eine minimalistische Reduktion auf schädelzermalmende Härte und unerbittliche Aggression ohne ausgefallene Experimente – fette monolithische Gitarrenriffs, eingespielt mit einem tief gestimmten Achtsaiter, Greens wuchtig schnarrender Bass und Broadricks heiseres Gebell komplettieren den Oldschool-Sound, einzig der Drumcomputer wirkt antiquiert und nimmt dem Album etwas Schlagkraft.

„Deadend“, „Shut me down“, „Obeyed“ und „Curse us all“ wirken wie aus einem massiven Guss, „Life giver life taker“ bricht die Homogenität auf, im letzten Drittel finden sich die stärksten Songs der Platte, die mit „Forgive our fathers“ ganz langsam und apokalyptisch ausklingt, der Gesang mehr verzerrtes Echo als wütendes Gebrüll.

Dieses monströse Comeback-Album ist sicher keine Neuerfindung, vielmehr eine Rückbesinnung auf die Essenz von GODFLESH und setzt eher bei „Streetcleaner“ als bei „Hymns“ wieder an. Von Altersmilde keine Spur.