LUCRATE MILK

I Love You Fuck Off

Hinter dem grellen Cover mit dutzenden grünen Plastikfröschen verbirgt sich Musik, die mindestens genauso skurril und auffällig ist. Zu einer Zeit, da in Deutschland NDW und in New York No Wave blühte, gründeten in Paris die beiden Milchmänner (daher der Name ...) Lombrick Laul und Masto Lowcost LUCRAT(IV)E MILK, angeblich beeinflusst von Freistil-Punk, wie ihn in England SLITS und CRASS produzierten, aber auch nach Deutschland scheint man geschielt zu haben – „Hänschen klein“ (mit deutschem Text) könnte auch von PALAIS SCHAUMBURG sein, „Lustiges Tierquartett“ (wie fast alle anderen Stücke auch mit englischem Text) ist ähnlich anti, und mit „Dritte Blind Meuse (Three blind mice)“ ist ein weiteres Stück „deutsch“ betitelt.

Vollständig war die bis 1984 aktive Bands erst mit der aus den USA stammenden Sängerin und Keyboarderin Nina Childess sowie Perkussionist Raoul Gaboni und Sänger Helno. Angeblich spielte jeder in der Band das Instrument, das ihm am wenigsten lag – kakophonig genug, dass diese Story stimmen könnte, klingt es jedenfalls immer wieder.

Zum gesamtkünstlerischen Konzept – typisch für viele Bands dieser „wilden“ Jahre – gehörte auch ein eigener grafischer und visueller Stil, den doe Franzosen in Form von Bühnenprojektionen präsentierten.

Viele Veröffentlichungen hatten LUCRATE MILK nicht, 1987 erschien posthum „I Love You Fuck Off“, das nun in einer Neuauflage in (frosch)grünem Vinyl vorliegt und das auch deshalb so wichtig ist, weil LUCRATE MILK die Keimzelle waren für zwei französische Underground-Ikonen: Helno, der 1993 starb, wurde Sänger von LES NEGRESSES VERTES, und Lombrick Laul war später Teil von BÉRURIER NOIR.

Zeit, sich mal wieder etwas genauer mit dem französischen Underground zu beschäftigen ...