MASCOTS

Ellpee

In den Sechzigern besaßen nur wenige Bands aus Schweden so ein unglaubliches Talent wie die MASCOTS. Andere namhafte Combos hingegen hatten die dicken Hits. TAGES, SHANES oder die ABBA-Vorläufer HEP STARS heimsten weitaus mehr Chartplatzierungen ein, verkauften sich unglaublich gut.

Doch diese Bands waren Profi-Mucker, die MASCOTS hingegen drückten noch die Schulbank. Allerdings handelte es sich um eine der angesehensten Musikschulen des Landes, Stefan Ringbom, Anders Forsslund, Rolf Adolfsson und Gunnar Idering waren dort in der gleichen Klasse, und setzten sich dort gegen die versnobte Jazz-Schickeria durch.

Ihre ersten Singles zeigen sie direkt mit beeindruckendem Songwriting und sehr starken musikalischen Fähigkeiten, ihr teils dreistimmiger Harmoniegesang, ähnlich dem der HOLLIES, ist schlich atemberaubend.

Das britische Reissue-Label RPM hat nun die beiden ersten LPs der Stockholmer ausgegraben, und mit allen Singles der Jahre 1964 bis 1968 in einer umfassenden Werkschau wiederveröffentlicht.

„Your Mascots“, das Albumdebüt, ist gewiss eines der stärksten Alben der Periode. Wenige andere Künstler, allenfalls die BEATLES, konnten Anfang 1964 ein Album mit ausschließlich selbst geschriebenem Material vorweisen.

Man darf sich bei den Credits allerdings nicht verwirren lassen: „Fair“ ist ein Akronym aus den Nachnamen der Band! Die vier Singles der Jahre 1964 und 1965 sind bei der „Your Mascots“-CD als Bonus enthalten.

Noch umfangreicher ist die Wiederauflage der „Elpee“-LP geraten, die gleich als Doppel-CD daherkommt. Zum einen gibt es auf CD1 die originale 1966er LP zu hören, auch hier wieder nur Eigengewächse der Band, ganz zeittypisch geht der Trend weg vom reinen Beat hin zu eher folkigen Nummern, Akustikgitarren stehen im Vordergrund, die Arrangements werden immer komplizierter, man merkt schon, dass „Fair“ schwer von „Rubber Soul“ beeinflusst sind.

Dennoch beweisen die MASCOTS durch und durch ihre eigene Handschrift, Songs mit dieser Tiefe schrieben damals allenfalls die ZOMBIES. Was die Bonustracks betrifft, da überschlägt sich RPM förmlich: Gleich eine zweite CD liegt bei, enthalten sind die kompletten Non-Album-Tracks der Jahre 1966 bis 1968, in der Summe stolze 22 Titel! Leider, so kann man feststellen, sind die Veröffentlichungen ab 1967 nicht mehr so stark wie die frühen Beat-Nummern.

Soul steht den Herren überhaupt nicht gut zu Gesicht, und auch mit psychedelischen Untertönen tun sie sich schwer. Mit ihren schwedischsprachigen Songs liefern sie sogar absolut unhörbare Totalausfälle, „Sâg mej var är blommorna“, „Sag mir, wo die Blumen sind“, ist leider eine ultrapeinliche Nummer.

Allerdings ist unter den Bonus-Songs wohl auch der stärkste Song der MASCOTS, „Words enough to tell you“ hatte unbedingt das Zeug zu einem Welthit von BEATLES-Niveau, wurde allerdings unverständlicherweise nur als Flexi-Disc-Beilage einer Illustrierten veröffentlicht.

Mit diesen beiden CDs jedenfalls werden die Songs der MASCOTS nun zum ersten Mal in angemessener Form komplett neuaufgelegt, das war absolut überfällig, vielen Dank, RPM!