NEIL YOUNG

Storytone

Neil Young ist frisch verliebt, und zwar in Schauspielerin Daryl Hannah. Dieses emotionale Aufblühen spürt man auch auf „Storytone“, nach „A Letter Home“ die bereits zweite Platte der kanadischen Rockikone in diesem Jahr, auf der Young seiner neuen Liebe auch einige Songs gewidmet hat.

Auf der Aquarellzeichnung des Covers ist allerdings seine andere große Liebe zu sehen: sein zum Elektroauto umgebauter Lincoln Continental. Seine Frau Pegi, von der er sich jetzt nach 36 Jahren Ehe trennte, die auf vielen seiner Platten zu hören war, zu seiner Live-Band gehörte und für die er mit „Such a woman“, „Unknown legend“ oder „Once an angel“ einige seiner ergreifendsten Liebeslieder geschrieben hatte, dürfte davon aber weniger begeistert sein.

Mir hat Young hier allerdings eine seiner schönsten Platten der letzten Jahre beschert, auf dem er sein unverkennbares Songwriting durch opulente Orchesterarrangements und Big-Band-Sounds aufgepeppt hat.

Damit überschreitet er zwar oft die Grenze zum hemmungslosen Kitsch, aber das machte ja bereits sein 1972er-Album „Harvest“ zu einem seiner erfolgreichsten. Hatte sich Young auf „A Letter Home“ bescheiden gegeben und sich für die Aufnahmen in einen vorsintflutlichen Voice-O-Graph gestellt, wird auf „Storytone“ richtig geklotzt, ohne dass die Songs allerdings überladen oder unsubtil wirken würden.

Und deswegen ich bin jetzt auch frisch verliebt, und zwar in dieses Album, das in der Deluxe-Version übrigens alle Songs auch noch in nicht-orchestralen Fassungen enthält.