SHELLAC

Dude Incredible

Die Musikindustrie liebt es, Bands über besondere Hintergrundstorys und Mythen zu vermarkten. Oft ist dies ein schlagenderes Verkaufsargument als die Musik selbst. Eindrucksvoll beweisen das momentan mal wieder die musikalisch ja eher bedingt interessanten FOO FIGHTERS, die für ihre neue Platte mittels einer eigens gedrehten Fernsehserie Promotion machen.

Die Geschichte von SHELLAC aus Chicago dagegen ist ziemlich schnell erzählt: drei Typen machen seit 22 Jahren zusammen Musik, spielen ein paar Konzerte und veröffentlichen eine Platte, wann es ihnen in den Kram passt.

Zwanzig Jahre sind seit dem hervorragenden Debüt „At Action Park“ vergangen, sieben seit der letzten Platte, „Excellent Italian Greyhound“. „Dude Incredible“ ist die fünfte LP, erscheint wie alle zuvor auf Touch & Go Records, die Innenhülle gibt nur die nötigsten Informationen preis, Promoaufwand gibt es wie immer – selbstverständlich – rein gar keinen.

So folgt auf eine neue Platte auch keine ausgedehnte Tour. Bei den sonst so üblichen Marketingmechanismen haben sie eben konsequent noch nie mitgespielt. Deshalb versuchen sich SHELLAC nun auch in diesen neun Songs, die Stück für Stück über die letzten paar Jahre in Steve Albinis eigenem Electrical Audio Studio in Chicago aufgenommen wurden, nicht neu zu erfinden.

Natürlich hat jede ihrer Platten subtile Eigenheiten, das noisige Mathrock-Grundgerüst aber, der völlig einzigartige, minimalistisch-trockene Stil von Drummer Todd Trainer, Steve Albinis schneidende Gitarre und Bob Westons durchsetzungsfähiges, beständiges Bassspiel, blieb seit jeher gleich.

Extreme Geduldsspiele mit dem Hörer, wie das monotone, zwölfminütige „Didn’t we deserve a look at you the way you really are“ von „Terraform“ und seltsame Songs wie „Genuine lulabelle“ vom Vorgänger gibt es hier nicht.

Mit durchschnittlich drei- bis vierminütigen Songs und nur zwei über fünf Minuten ist „Dude Incredible“ sogar wieder relativ kompakt geraten. Trotzdem bauen SHELLAC ihre Songs wieder auf völlig eigenwillige Weise zusammen, sind nach dem recht straight nach vorne gehenden Titeltrack schon beim zweiten Song, „Compliant“, oder in „Riding Bikes“, so geduldig und aufgeräumt wie sie es schon immer waren.

Ein wirklich fundamentaler Unterschied zu dem bisherigen Output der Band ist nicht auszumachen. Und sind wir mal ehrlich: eigentlich weiß auch jeder, der sich eine Platte dieser Band kauft, was er von ihr zu erwarten hat.

„The music we make is intended for a select audience, people who will appreciate it. And other people shouldn’t try“, so hat sich Albini einst selbst über seine Band geeäußert. Das hat sich auch in den letzten sieben Jahren nicht geändert.