V.A.

Native North America Aboriginal Folk, Rock and Country

Ein in krimineller Weise unterbelichtetes und undokumentiertes Kapitel amerikanischer Folk-Musik erfährt nun endlich die verdiente Wertschätzung: Aboriginal Folk, Rock und Country, die Popmusik der Nordamerikanischen Ureinwohner in den turbulenten Jahrzehnten zwischen1966 und 1985.

Der kanadische Musikarchäologe Kevin „Sipreano“ Howes hat 15 Jahre seines Lebens damit verbracht, Künstler indianischen Ursprungs ausfindig zu machen, ihre Platten aufzutreiben, Hintergrundwissen zu sammeln, die Geschichten hinter den Songs kennenzulernen.

Seine Ermittlungen brachten derartig viel Material zutage, dass mit vorliegender Doppel-CD längst nicht alles Pulver verschossen wurde, teil zwei ist bereits angekündigt, der Schwerpunkt soll dabei eher auf den südlichen US-Staaten sowie Mexiko fallen.

Das musikalische Spektrum der vorgestellten Künstler ist dabei ziemlich weit, hier gibt es arktischen Garagerock aus der Nunavik-Region im nördlichen Quebec, melancholischen Yup’ik Folk aus Alaska, verhuschten Country Blues aus dem Wagmatcook-Reservat in Nova Scotia.

Man hört Anklänge von Neil Young, VELVET UNDERGROUND, Leonard Cohen, CCR, Johnny Cash. Und es gibt auch eine Handvoll „echter“ indianischer Stammesgesänge. Viel Stoff jedenfalls, und zusätzlich zum Hörgenuss gibt es auch massig Input für Augen und Verstand: Ein 120 (!)-seitiges Booklet, das eher den Titel „Sachbuch“ verdient, liegt der CD bei, umfassende Biographien der Musiker, Bildmaterial, Veröffentlichungsdaten, Coverscans und Texte zu jedem Song (bei den original-indianischen Songs sogar die Cree-Schriften, sowie deren Transkription in unseren Zeichensatz nebst Übersetzung ins Englische).

Eine reine Fleißarbeit zu einem ungewöhnlichen Thema, die Appetit auf die Fortsetzungen macht.