ATARI TEENAGE RIOT

Reset

Als in den Neunzigern, die Wiedervereinigung war gerade vollzogen, in Deutschland schon einmal die Asylbewerberheime brannten, waren es ATARI TEENAGE RIOT, die mit „Hetzjagd auf Nazis“ und „Deutschland (Has gotta die)“ kompromisslos deklarierten, wo sie stehen.

Ihr „Digital Hardcore“, ein synthetisches Hybrid aus technoiden Beats, synthetischen Atari-Sounds und messerscharfen Gitarren sowie dem prägnanten Wechselgesang von Bandkopf Alec Empire und seiner Partnerin in crime, Hanin Elias, war ein ultrabrutaler Schlag in die Fresse all jener, die diese rassistischen Ausbrüche zu relativieren versuchten.

Seitdem sind zwanzig Jahre vergangen, ATR sind immer noch aktiv, von damals ist nur noch Alec Empire dabei, Nic Endo aber bereits seit 1997 seine wichtigste Verbündete. Alle paar Jahre erschien seitdem ein neues Album, „Reset“ folgt nun auf „Is This Hyperreal?“, und im Kern hat sich nichts geändert: der Trademark-Sound wurde immer schon angepasst und variiert, Rhythmik und Aggressivität sind aber unverändert kompromisslos – nur die Themen sind im Detail andere, Empire beschäftigt sich, so heißt es, aktuell mit dem allgegenwärtigen Überwachungsstaat, und die Texte dazu hätte man sehr gerne gelesen – alleine, sie liegen meiner Version des Albums nicht bei, und auf der Bandwebsite findet man sie auch nicht.

Schade. Insgesamt, so muss man aber konstatieren, sind ATARI TEENAGE RIOT nicht wirklich gut gealtert: ihr gitarrengepimpter Baller-Techno atmet den Geist eines längst vergangen Jahrzehnts, was man über beispielsweise NAPALM DEATH und deren Geknüppel auch sagen könnte, jedoch wirken ATR im Vergleich eindeutig mehr aus der Zeit gefallen.

Ach ja, ein schönes Zitat gibt es: Das Intro von „Transducer“ basiert auf „Sonic reducer“ von ROCKET FROM THE TOMBS. Insgesamt eine zwiespältige Sache: Ich mag ATR, aber spannend sind sie schon lange nicht mehr.

Ich hätte mir mehr Kreativität gewünscht, stattdessen treten sie (musikalisch) auf der Stelle.