NICO

The End ...

Ich muss gleich kotzen: In „Das Lied der Deutschen“ auf ihrem vierten, 1973 mit John Cale als Produzent aufgenommenen Album, singt die durch ihre Zusammenarbeit mit VELVET UNDERGROUND bekannt gewordenen „Chanteuse“ Christa „Nico“ Päffgen, 1938 in Köln geboren und 1988 gestorben, tatsächlich die aus gutem Grund verfemte erste Strophe der Nationalhymne.

Liest man sich mal den englischen Eintrag zu Nico bei Wikipedia durch, stößt man – mir bislang entgangen – auf den Punkt „Racism“ und muss feststellen, dass die Dame sich bei verschiedenen Gelegenheiten antisemitisch und rassistisch äußerte.

Bei einem Konzert in Berlin kam es seinerzeit zu Krawallen, als sie die erste Strophe der Hymne sang – und wenn im Wikipedia-Eintrag darauf verwiesen wird, Nico habe ihre Interpretation nach dem Tod von RAF-Terrorist Andreas Baader diesem gewidmet und dies als Beleg für eine eher linke Gesinnung interpretiert wird, kann man dazu auch geteilter Meinung sein: schließlich war Wilfried Böse von den Revolutionären Zellen (der RAF ideologisch verbunden) 1976 bei der Flugzeugentführung nach Entebbe daran beteiligt, israelische und nicht-israelische Passagiere zu separieren – ziemlich rechts, sowas.

Abgesehen davon ist „The End“ so faszinierend wie die anderen Nico-Alben auch: ihr von einem starken deutschen Akzent geprägter Gesang, ihre kühle, dunkle Stimme, der markant-eigenwillige Klang des von ihr gespielten Harmoniums üben einen Reiz aus, dem man sich nur schwer entziehen kann.

Neben John Cale wurde sie hier begleitet von Brian Eno (ROXY MUSIC) und Phil Manzanera (THE DOORS). Deren „The end“ wird gecovert, ja wurde sogar titelgebend, und Jim Morrison, mit dem Nico liiert war, ist „You forgot to answer“ gewidmet: er reagiert nicht auf ihre Anrufe, sie findet heraus, dass er gestorben ist.

Ein zwiespältiges Zeitdokument, dessen Neuauflage dem CD-Rerelease von 2012 folgt und als Doppel-LP erscheint, wobei sich auf den Seiten C und D Peel Session-Version der Songs finden. Auf dem beiliegenden Textblatt finden sich auch Linernotes, die aber recht unkritisch auf die oben erwähnte Thematik eingehen.