EAST CAMERON FOLKCORE

Kingdom Of Fear

Hoffnung! Der Himmel hellt sich auf! Wut und Ärger werden zu Freude, zu positiver Energie! Genau diese Assoziation, diesen Effekt löst die aus Austin stammende Big Band aus. Ihre Songs fangen oft verhalten an, steigern sich langsam, sowohl was Tempo wie auch Intensität betrifft, und gelangen zu einem euphorischen Höhepunkt.

Das reißt mit, dem kann und will man sich nicht entziehen. Prägnant ist dabei wie gehabt der rauhe, wütende Gesang von Jesse Moore, der phasenweise dann doch der „-core“-Worthälfte aus dem Bandnamen gerecht wird.

Sein verzweifeltes Singen wird durch (female) Backingvocals weich abgefedert, und sowieso kann er auch melodiös, seine Stimme erzählt dann eher als dass er fordert. EAST CAMERON FOLKCORE, die nach „For Sale“ von 2013 nun, ebenfalls wieder via Grand Hotel van Cleef, ihr zweites Album veröffentlicht haben, umfassen rund zehn MusikerInnen, fahren alles an Instrumentation auf, was einem bei „Folk“ so einfällt (Bläser, Streicher ...), und wenn man Chuck Ragan einen kleinen Tipp geben dürfte, wen er mal mit auf Tour nehmen sollte: diese Jungs und Mädels hier.

EAST CAMERON FOLKCORE können laut und können leise, sie sind mal konzentriert und bedächtig, dann aber auch wild und wütend und alles dazwischen, sie decken die komplette Bandbreite an Gefühlen ab, während andere Bands nur Wut oder gute Laune kennen.

Dabei sind sie textlich engagiert und politisch, beziehen Position zu Chelsea/Bradley Manning, die/der mit seinem „Whistleblowing“ die US-Regierung in Sachen Verhalten ihrer Armee im Irak bloßstellte, oder machen auf den Fracking-Irrsinn in den USA aufmerksam.

Die Welt braucht mehr Protestlieder, mehr Meinung, mehr Engagement, und das idealerweise in Verbindung mit erstklassiger Musik. Die kann man in diesem Fall, egal wie fantasielos seitens des Rezensenten das auch wirken mag, durchaus als Folkcore bezeichnen.