LEGENDARY TIGERMAN

True

Seit rund 15 Jahren ist der Portugiese Paulo Furtado schon als THE LEGENDARY TIGERMAN unterwegs. Furtado, Jahrgang 1970, begann seine Karriere Ende der Achtziger als Gitarrist und Songwriter in der Rockabilly-Band TÉDIO BOYS, Ende der Neunziger gründete er die eher rauhem Blues huldigenden WRAYGUNN, die bis heute parallel zu seinen bald danach startenden Soloaktivitäten als „Der legendäre Tigermann“ aktiv sind.

Furtado ist im Grunde der klassische „Alleinunterhalter“, eine One-Man-Band, wie man sie etwa von Releases auf Labels auf Voodoo Rhythm oder Squoodge Records kennt. Während jedoch viele Vertreter dieser Schule auf einen raunchy LoFi-Sound und schnelle, billige Aufnehmen setzen, hat sich Furtado über die Jahre immer weiter nach oben gearbeitet, hat in seiner Heimat eine Major-Plattenvertrag, feiert Erfolge und ist in den Charts.

Außerhalb Portugals ist er freilich immer noch ein Geheimtip, veröffentlichte seine Platten unter anderem auf dem spanischen Munster-Label (zuletzt auch „Femina“, 2009). 2014 bereits erschien sein neuestes Werk „True“ in Portugal, fand aber erst jetzt (endlich) den Weg nach Deutschland – immer wieder erstaunlich, wie abgeschottet voneinander die Musikwelt selbst im sonst so eng vernetzten Europa auch heute noch ist.

Das ist umso erstaunlicher, als Furtado auf englische Texte setzt, er absolut international klingt und portugiesische Folklore hier überhaupt keine Rolle spielt. Würde er behaupten, er käme aus New York und sei der uneheliche Sohn von Alan Vega (SUICIDE) – ich würde es ihm glauben.

Und apropos: immer wieder erinnert mich der Mann mit der Gitarre, der in seiner Jugend mal Surfer war, mit seiner düsteren Musik an Vegas Soloarbeiten. Jegliche kommerzielle Glätte fehlt seinen Aufnahmen, die aber dennoch nicht den Rumpel-Charme vieler One-Man-Band-Kollegen ausstrahlen.

Vielmehr scheint eine Verbindung zur melancholischen Fado-Tradition zu bestehen, ohne dass jedoch deren Stilmittel verwendet würden. Die 13 Songs sind von eigentümlicher Intensität, wobei in manchen Momenten, etwa bei „21st century rock’n’roll“, auch die Wildheit der CRAMPS durchkommt.

Spannend – besser spät entdecken als nie.