GRAVE PLEASURES

Dreamcrash

Als BEASTMILK aus Finnland 2013 ihr Album „Climax“ veröffentlichten, waren sie die Überraschung des Jahres. Sie begeisterten genreübergreifend mit ihrem düsteren Goth-Rock, auf ihren Konzerten traf man Metaller, Hardcore-Fans, MISFITS-Liebhaber und Freunde klassischer britischer Achtziger-Wave-Klänge.

Die Presse war voll des Lobes, es zeichnete sich der Beginn einer großen Karriere ab. Doch kaum war die Band 2014 auf Tour gewesen, begann sich das Bandgefüge aufzulösen und im März 2015 stieg Gitarrist Johan „Goatspeed“ Snell aus.

Da muss die Arbeit am neuen Album bereits weit gediehen gewesen sein, und offensichtlich wollte man kein Risiko eingehen – ein Streit um Namensrechte kann ewig dauern. Die „Rest-Band“ um Mastermind und Sänger Mathew Joseph McNerney – Bassist Valtteri Arino, Gitarristin/Komponistin Linnéa Olsson, Drummer Uno Bruniusson und Gitarrist Juho Vanhanen – erfand sich also mal eben unter dem Namen GRAVE PLEASURES neu.

Eine pragmatische Entscheidung, zudem man über einen Plattenvertrag mit dem Major Sony verfügte, nachdem man „Climax“ über den finnischen Indie Svart veröffentlicht hatte. Sind GRAVE PLEASURES also BEASTMILK 2.0? Mat dazu im Interview: „Ich würde sagen ja.

[...] Für mich ist es in Sachen Songwriting eine Fortführung dessen, was ich für BEASTMILK gemacht habe. Einerseits ist es also eine Fortsetzung, andererseits ein Neustart.“ Neu ist bei „Dreamcrash“ (Träume spielen im Albumkontext, aber auch im realen Bandgefüge eine wichtige Rolle) tatsächlich nur der Name, die Sound-Trademarks sind geblieben, und mit dem Anfang September erscheinenden Album – produziert von Tom Dalgety, der auch schon mit KILLING JOKE gearbeitet hat – nimmt die Band nun einen zweiten Anlauf, die Rockmusikwelt zu erobern.

Dass das klappen kann, daran habe ich keine Zweifel, denn GRAVE PLEASURES befriedigen eine Nachfrage, die besteht, aber eigentlich von keiner Band bedient wird: Sie kombinieren den dunklen Bombast von SAMHAIN und DANZIG mit dem Goth-Rock von FIELDS OF THE NEPHILIM und der Nachdrücklichkeit der frühen THE CULT, und weiß man dann noch, dass Mat mit zwei älteren Schwestern aufwuchs, die THE CURE und SIOUXSIE AND THE BANSHEES hörten, dass er später SISTERS OF MERCY und JOY DIVISION schätzte, sich aber erstmal Richtung Norwegen und Black Metal orientierte (mit CODE, DØDHEIMSGARD und HEXVESSEL war er recht erfolgreich), dann schließt sich der Kreis.

GRAVE PLEASURES sind aber, und das zeichnet sie aus, keine „Retro-Truppe“, sondern haben aus Myriaden von Einflüssen einen eigenen, enorm eingängigen, sehr melodiösen Sound geschaffen, der druckvoll ist, nie in Pathos abdriftet, und der von der markanten, eingängigen Stimme von Mat geprägt wird.

Ich bin sicher, mit denen muss in nächster Zeit gerechnet werden.