LEATHERFACE

Razor Blades And Aspirin: 1990-1993

Vier Alben veröffentlichten LEATHERFACE in der ersten Bandphase von 1988 bis 1994: „Cherry Knowle“ (1989, Meantime), „Fill Your Boots“ (1990, Roughneck), „Mush“ (1991, Roughneck) und „Minx“ (1993, Roughneck), drei weitere folgten in Phase 2 (1998-2012): „Horsebox“ (2000, BYO), „Dog Disco“ (2004, BYO) und „The Stormy Petrel“ (2010, Big Ugly Fish).

Fire Records hat nun „Fill Your Boots“, „Mush“ und „Minx“ in einer Triple-CD-Box zusammengefasst, und so unbeliebt CDs mittlerweile auch geworden sind, sie haben doch den Vorteil, dass man so angesichts langer Spielzeit auch noch ohne Ende Bonusmaterial dazupacken kann, in diesem Fall fast zwanzig Tracks.

Warum „Cherry Knowle“ in dieser Box fehlt – keine Ahnung, wahrscheinlich liegt es an den Urheberrechten, die eben nicht bei Roughneck liegen, sondern anderswo. „Fill Your Boots“ steht für mich von jeher etwas im Schatten des famosen Debüts und des grandiosen „Mush“: kein schlechtes Album, aber irgendwie (etwas) farblos.

Und eben kein Vergleich zu „Mush“, das direkt mit „I want the moon“ losstürmt, einem der wundervollsten LEATHERFACE-Songs aller Zeiten. Oder „How lonely“, das direkt danach folgt. Auch „Minx“ war durchwegs grandios, muss aber in meinem persönlichen Ranking ebenfalls hinter „Mush“ zurückstehen.

Absolut unentbehrlich wird diese Box aber – die Alben setzte ich einfach mal als essentiellen Bestandteil einer Plattensammlung voraus – durch die erwähnten Bonusnummern von diversen Singles und EPs, denn hier finden sich neben Klassikern wie „Colorado Joe/Leningrad Vlad“ oder „How lonely“ in einer 7“-Version auch all die unfassbar großartigen Coversongs, denen Frankie Stubbs mit seiner unnachahmlichen Reibeisenstimme neues Leben einhauchte, wie „Message in a bottle“, „Can’t help falling in love“, „You are my sunshine“ oder „Talkin bout a revolution“.

Fünfzig Songs umfasst die Box, es fühlt sich an wie eine veritable Best-Of-Zusammenstellung, alle Songs wurden neu gemastert, und ein dickes Booklet mit Bandhistory gibt es auch, verfasst von Jack Rabid (The Big Takeover-Fanzine, NYC), der dafür Frankie Stubbs interviewt hat.