FUZZTONES

Lysergic Emanations

21,90 DM kostete meine „Lysergic Emanations“-LP, die Enigma-Europa-Version, die ich 1986 kaufte. Es war eine Konsensplatte damals, die jeder im meinem Freundeskreis besaß oder sich zumindest auf Kassette überspielt hatte.

In der örtlichen Indie-Disco wurde wahlweise „She’s wicked“, „Cinderella“ oder „Strychnine“ gespielt, und jung und naiv, wie ich war, wusste ich damals nicht mal, dass die Tanzflurfeger „Strychnine“ und „Cinderella“ der New Yorker Band, zu denen man sogar Pogo tanzen konnten, von einer viel älteren Band stammten – THE SONICS waren damals keinem ein Begriff.

Mit Stilrichtungen und ihrer Herkunft beschäftigen wir uns damals kaum, wir hörten Punk, Hardcore, Wave, was uns eben so unterkam, und irgendwie tauchten in diesem Kontext dann auch Bands wie VIETNAM VETERANS, MULTICOLORED SHADES, MIRACLE WORKERS, THE CRAMPS und eben THE FUZZTONES auf.

Psychedelic? Garage? Keine Genres, die uns interessierten, die Musik begeisterte, und „Lysergic Emanations“ wurde in jenen Tagen ständig rauf und runter gespielt, was für die Qualität dieser Platte spricht.

Der aus Pennsylvania stammende Rudi Protrudi, Jahrgang 1952, war mit den Garagerock-Bands und der Horror-Trash-Kultur der Sechziger aufgewachsen, ging dann in den Siebzigern nach New York und landete in der boomenden Musik- und Kunstszene, die sich im Zuge von Punk und No Wave in den billigen, abgefuckten Stadtteilen von Manhattan ausbreitete.

Dort gründete er 1980 die FUZZTONES, die es allerdings erst fünf Jahre später schafften, mit „Lysergic Emanations“ ihr Debüt zu veröffentlichen. Das ist eine beeindruckende Ansammlung von Hits, neben den erwähnten Songs sind „1-2-5“, „Gotta get some“, „Ward 81“, „Radar eyes“, „Highway 69“ und vor allem der Schmuser „Just once“ erwähnenswert – welche Band kann schon so eine Bilanz vorweisen? Zwar sind die FUZZTONES bis heute präsent, haben reichlich weitere Platten veröffentlicht, doch sie kamen nie wieder an dieses fantastische Debüt heran, mit dem sie es wie keine andere Band schafften, den Garage-Punk der Sechziger in die Achtziger zu transportieren, inklusive massiven Einsatzes von Vox-Orgel und „Fuzz Tone“-Gitarrenpedal.

Hound Gawd! Records hat diesen Überklassiker nun in zwei Coverversionen und um fünf ’85er Peel-Session-Songs erweitert neu aufgelegt: man hat die Wahl zwischen dem UK- und dem US-Cover, jeweils gestaltet von Rudi Protrudi.

Tannengrünes Vinyl. Als Bonus ist ein A2-Plakat mit dem FUZZTONES-Logo enthalten, ein Totenkopf mit zwei gekreuzten Gitarren.